Mülheim. .

Die Klingel steht nicht still: Am Freitagnachmittag um 3 Uhr trudeln die Schülerinnen und Schüler zum Nachhilfeunterricht ein, gehen in ihre Klassenräume, wo die jungen Lehrerinnen und Lehrer schon auf sie warten. 85 Kinder besuchen zwei bis dreimal in der Woche die Räume des Vereins Forum Bildungszentrum, mit offiziellem Namen „Neues-Innovatives-Lernzentrum e.V. (N.I.L.), an der Wallstraße 2, um sich fit zu machen für den Schulalltag.

Gymnasium oft nicht in Erwägung gezogen

„Wenn die Kinder kommen, lesen wir erst einmal eine viertel Stunde“, erklärt die junge Lehrerin Fatma Yesilyurt, Studentin für Sprachen und Wirtschaft an der Uni Duisburg/Essen. Das regelmäßige Vorlesen entspanne die Kinder, von denen viele einen Migrationshintergrund haben. Es nehme ihnen die Scheu vor dem lauten ­Lesen und bereite sie auf den Unterricht vor. Die neunjährige Rümeysa sagt schüchtern: „Ich komme gerne hierher. Ab Sommer gehe ich auf die Realschule Mellinghofer Straße.“ Auch die elfjährige Layda ist regelmäßiger Gast. Sie hat eine gymnasiale Empfehlung, wird bald die Karl-Ziegler-Schule besuchen.

„Wir bemühen uns, den Kindern Selbstvertrauen zu vermitteln. Auch die Eltern müssen oft erst lernen, dass ihr Nachwuchs mehr leisten kann, als sie ihm zutrauen. Es gibt die Tendenz bei Eltern mit Mi­grationshintergrund, ihre Kinder zu niedrig einzustufen. Das Gymnasium liegt manchmal außerhalb ihrer Überlegungen“, bedauert Vorstandsmitglied Eyyüp Akdogan. Deshalb werden im langen Flur gute Testergebnisse und Klassenarbeiten ausgehängt. Erfolgserlebnisse sollen alle sehen.

Probleme können von Eltern ausgehen 

Vier bis sechs Schüler sind in einer Klasse, einige erhalten auch Einzelunterricht. „Das hängt vom Wunsch der Eltern ab, manchmal schlagen die Lehrer das auch vor“, erklärt Akdogan. 15 Lehrkräfte und acht ehrenamtliche Abiturienten unterrichten in fünf Klassen und einer Hausaufgabenbetreuungsklasse Deutsch, Englisch, Mathe, Latein und Französisch. Von den insgesamt 85 Schülern profitieren 35 vom Bildungspaket. Zudem finden vom Ministerium finanzierte vormittägliche Integrationskurse statt

Der pädagogische Mitarbeiter Mehmet Özkan beschreibt die elterliche Unterstützung der schulischen Bildung und der außerschulischen Erziehung. „Wir kooperieren mit Lehrern, begleiten Eltern zu Sprechtagen, können polnischen, türkischen und bosnischen Menschen bei der Verständigung helfen. Auch machen wir Hausbesuche und laden Eltern zu regelmäßigen Seminaren in die Wallstraße, denn oft sind es nicht die Kinder, die ein Problem haben, sondern die Eltern. Wir zeigen, wie sie mit ihren Kindern lesen üben können, oder dass ein aufgeräumter Schreibtisch einen hellen Platz im Zimmer bekommt.“

Engagiert für Bildung und Kultur

Rund 90 Prozent der Schüler des Bildungszentrums und Schüler zahlreicher Mülheimer Schulen nehmen am europaweiten Mathematik-Wettbewerb Pangea teil. Die Organisation für Mülheim übernimmt der Verein seit Jahren.

In den Vorausscheidungen erfolgreiche Schüler können bis zum Finale nach Berlin gelangen und Preise gewinnen. „Wir stehen mit allen Schulen in Kontakt, kümmern uns um die Durchführung des Wettbewerbs“, erklärt Vereins-Geschäftsführer Faruk Aktas. Auch hat sich der Verein in diesem Jahr um die Ausrichtung der deutsch-türkischen Kulturolympiade in der ausverkauften Stadthalle gekümmert.

Neben dem Unterricht und der kostenlosen Hausaufgabenhilfe liegt dem Verein das soziale Zusammenleben am Herzen. „Wir veranstalten Ferienprogramme, Lesenächte, sportliche Nachmittage, Ausflüge und feiern Feste“, erzählt Eyyüp Akdogan.