Zerplatzte Bau-Träume an der Ruhrbania-Promenade in Mülheim
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Mülheim. . Flaniermeile oder Plattenbau? Die Meinungen zur Mülheimer Ruhrpromenade gehen weit auseinander. Der Investor Kondor Wessels hatte seinerzeit Vergleiche mit Düsseldorf und der Normandie angestellt. Der jetzige Zustand des Areals lässt davon aber nichts erahnen.
Mancher spricht gar vom hässlichen Plattenbau, andere äußern nur Enttäuschung darüber, wie sich die Ruhrpromenade mit den Neubauten entwickelt. Selbst der Gestaltungsbeirat (WAZ berichtete) mäkelt, und Politiker fragen sich: Was ist aus den hohen Zielen geworden, die an das Projekt gestellt wurden?
Laien wie Fachleute sind unzufrieden, wie sich Mülheims Promenade entwickelt, in die nicht nur Millionen, sondern auch viele Hoffnungen und Wünsche gesteckt wurden. Im Gespräch mit der WAZ sagte gestern der Vorsitzende des Bundes der Architekten in Mülheim und im Ruhrgebiet Gunvar Blanck: „Das ist nicht eine moderne, leichtfüßige, schöne Architektur. Er wirkt sehr bieder, so wie vor 30 Jahren. Für diese prominente Lage ist das sehr schade.“
Mülheim und Düsseldorf in einem Atemzug
Sollten all die Kritiker, die schon immer wussten, dass Ruhrbania nicht der große Wurf wird, recht behalten? In strahlendem Weiß auf Hochglanz wurde das neue Quartier angepriesen vom Investor Kondor Wessels, man lenkte in Pressekonferenzen den Blick auf Frankreichs schöne Hafenstadt Honfleur – und stellte Verbindungen zu Ruhrbania her. Mülheim und Düsseldorf nannte der Investor in einem Atemzug, wenn er über Ruhrbania sprach.
Ein „hohes Maß an Qualität“ forderte stets die damalige Baudezernentin Helga Sander, sie war nicht die Einzige im Rathaus. „Es wird ein unvergleichlicher Wasserstandort werden“, prognostizierte die heimische Wirtschaftsförderung, und fast alle im Rat waren sich einig: „Das Projekt wird über die Stadt ausstrahlen.“ Und heute?
Ruhrbania-Baubesichtigung
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Charme früherer Sozialbauten
Heute blicken Bürger und Politiker statt auf ein elegantes Weiß auf eine gelbe Fassade mit einem Charme früherer Sozialbauten, man blickt auf Kunststofffenster und eher unschöne Fallrohre an der Fassade. Zu all dem ist der Bau derart an das aufwendig restaurierte Rathaus gerückt, das beide Bauten zu einer Masse verschmelzen, mittendrin die teure Rotunde, die kaum noch wahrzunehmen ist.
Dass es so gekommen ist, könne nicht am Architekten liegen, betont Blanck. Dieser könne mehr. „Ich kann nur vermuten, dass der Investor das Heft in die Hand genommen hat“, sagt Blanck und fragt: „Wo sind in Mülheim die Schnittstellen, die auf eben jene angekündigte Qualität pochen?“ Warum gelinge es in anderen Ländern den angekündigten Glanz umzusetzen, hier aber nicht?
Der Mantel des Schweigens
Fragen, die ohne Antwort bleiben. Bei öffentlichen Begehungen will weder der Investor noch der Gestaltungsbeirat noch die Stadt die Öffentlichkeit dabei haben. Die Ankündigungseuphorie, bei der Bürger wie Medien willkommen sind, ist einer Nüchternheit gewichen, über die man den Mantel des Schweigens hüllt. Selbst weite Teile des Rates bleiben außen vor. „Ich wünschte mir“, sagte der SPD-Fraktionschef, Dieter Wiechering, vor einigen Jahren, „dass wir alles zu Ruhrbania rechtzeitig vorher sehen.“ Ein unerfüllter Wunsch.
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