Mülheim. .

Am kommenden Montag kommt der Gestaltungsbeirat der Stadt, besetzt mit sechs Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern aus NRW, zusammen. Bestimmendes Thema, so viel scheint klar, dürfte der Ruhrbania-Bau von Kondor Wessels sein.

Er ist mittlerweile in mattem Gelb gestrichen, vor allem aber die Fassaden- gestaltung dürfte im hochrangig besetzten Beirat für Diskussionsstoff sorgen. Ist das die schöne neue Welt an der Ruhrpromenade, die der Investor dem Beirat einst vorgestellt hat?

"Zwei-Klassen-Gesellschaft"

Vor einigen Tagen konnte man städtische Mitarbeiter dabei beobachten, wie sie Fotos von der Fassade des massigen Bauwerks machten. Wie der Geschäftsführer der Ruhrbania-Projektgesellschaft, Günther Helmich, bestätigt, hat die Stadt eine Prüfung in Gang gesetzt, ob die Fassadengestaltung mit dem übereinstimmt, was Kondor Wessels einst mit dem Gestaltungsbeirat abgestimmt hatte. Oberstes Ziel seinerzeit war, dass der Neubau sich an das historische Rathaus anschmiegt, harmonisch abgestimmt in seiner Architektur und Fassade. Was sind die Vertragsgrundlagen? Helmich mag zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ins Detail gehen, was der Stadt sauer aufstößt.

Aus dem Rathaus ist mitunter aber von deutlicher Enttäuschung die Rede. „Irgendwas passt da nicht“, sagt ein Verantwortungsträger, der anonym bleiben will. „Wir hatten uns was anderes gewünscht.“ Der Bau verkörpere eine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“: an der Ruhrpromenade, wo teure Eigentumswohnungen vermarktet werden, mit weitaus ansprechenderer Fassadengestaltung als am Hafenbecken, wo Mietwohnungen entstanden sind. Tatsächlich sind die Balkone samt schmucker Brüstung an der Promenade architektonisch um einiges hochwertiger, Fenster sind aus Holz und farblich zusätzlich abgesetzt vom Fassaden-Gelb. In den Mietwohnungen sind Kunstofffenster eingebaut, Verzierungen gibt’s keine, auch Metallgeländer: einfacher Standard.

Abwarten, bis alles fertig ist

Der Mülheimer Architekt Ralph Diersch sieht seine früh veröffentlichte Befürchtung bestätigt. „Da weder Vorbauten noch Balkone und Staffelgeschosse farblich wesentlich differenziert sind, ist die optische Baumasse nun enorm, entspricht aber damit wohl auch der tatsächlich zu groß ausgefallenen Bebauung.“ Diersch stößt sich auch an der Farbgebung. Sie entspreche „dem gängigen Standard des sozialen Wohnungsbaus der 80er- und 90er-Jahre“. Siehe Saarn-Center und diverse Wohnbauprojekte von SWB und MWB aus jener Zeit.

Stadtsprecher Volker Wiebels nahm in Abwesenheit von OB Dagmar Mühlenfeld (beim Städtetag) Stellung: „Man sollte erst mal abwarten, bis alles fertig ist. Es ist wie damals bei der Müga: Da gab es anfangs auch viele, die geschimpft haben. Heute wollen alle Väter und Mütter der Müga sein.“