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Die besondere Lage der Mülheimer Ruhraue, ein Naturschutzgebiet mitten im Ballungsraum Großstadt, ist ebenso selten wie förderungswürdig. Die Stadt sieht gute Chancen, EU-Fördermittel aus dem Programm „Life+“ in einer Höhe von 2,7 Mio € für die nächsten fünf Jahre zu bekommen. Was beinahe eine Verzehnfachung der eigenen Mittel von 280 000 € (56 000 € pro Jahr) bedeuten würde, da bis zu 90 % der Kosten gefördert werden.

Konflikte gibt es schon heute

Ein Vorschlag, der im Umweltausschuss bei den Politikern auf Begeisterung stieß („Man kommt sich ja vor wie Weihnachten. Plötzlich regnet es drei Millionen“, Wolf Jürgen Richter, Grüne), aber auch auf Bedenken: Die Ruhr­auen könnten den Bürgern möglicherweise dann nicht mehr als Erholungsgebiet zur Verfügung stehen. Schon heute gibt es bekanntermaßen Konflikte zwischen Anglern, Erholungssuchenden und Naturschützern. In der Diskussion fielen Stichworte wie Besucher-Lenkung, Wegerückbau und Renaturierungsmaßnahmen. „Was nutzt uns die schönste Auenlandschaft, wenn der Mülheimer Bürger da nicht mehr rein kann“, argumentierte etwa Wolf Dietrich Hausmann (FDP). „Wir wollen und können die Bevölkerung nicht draußen halten“, betonte Umweltamtsleiter Jürgen Zentgraf, der auch die Angler einschloss. Und der Ruhrbadestrand liege ja ohnehin außerhalb des FFH-Gebietes.

Die Ruhraue ist nicht nur grüne Lunge, sondern auch Naturschutzgebiet und ein großer Teil davon seit 2007 Flora-Fauna-Habitat (FFH). FFH-Gebieten wird besondere Bedeutung in der EU zugeschrieben, weil sie dem länderübergreifenden Schutz bestimmter Pflanzen (Flora) und Tiere (Fauna) verpflichtet sind. Naturschutzmaßnahmen und Pflege der FFH-Gebiete bedeuten Kosten, die die Stadt ohnehin ausgeben muss. Jürgen Zentgraf sieht für die mit der Biologischen Station (als Projektträger) erarbeitete Projektskizze für Naturschutzmaßnahmen in der Ruhraue gute Chancen bei der Bewerbung um Fördermittel.

Entscheidung fällt vermutlich im Herbst

Bis Mitte Mai müssen die Pläne eingereicht werden, die eine Verbesserung des Auencharakters und seiner typischen Arten wie zum Beispiel Eisvogel oder Ringelnatter enthalten. Amtsleiter Zentgraf betonte aber im Ausschuss: „Mit immer neuen Zäunen und mehr Verboten werden wir das nicht erreichen.“

Eine Entscheidung dürfte dann im Herbst fallen. Bei einem Zuschlag für Mülheim sei der „früheste mögliche Projektstart“, so Zentgraf „am 1. Juni 2014.“ In Details konnte er bei den geplanten Maßnahmen noch nicht gehen, diese werden von der Biologischen Station erarbeitet. Einzelheiten kündigte er für die nächste Sitzung des Ausschusses an, bei der dann auch ein politischer Beschluss erforderlich sein wird.