Mülheim. .

Es ist noch gar nicht lange her, da wurden Menschen mit Down-Syndrom „Mongoloide“ genannt. Diesen Begriff und andere Behinderten-Klischees hat die Performertruppe von Monster Truck aufgegriffen. In ihrem Stück „Dschingis Khan“ befördern sie drei Schauspieler des Berliner Behinderten-Theaters „Thikwa“ in die Mongolei.

Überall dort, wo Monster Truck mit „Dschingis Khan“ Halt machten, wurde das Stück kontrovers diskutiert. Denn es bricht mit jeglichen Erwartungshaltungen und wirft die Frage auf, wie weit Theater am Ende gehen darf. Am Freitag, 1. März, und am Samstag, 2. März, können sich Zuschauer im Ringlokschuppen selbst eine Meinung bilden.

Ringlokschuppen als mongolische Steppe

Techniker hieven die letzten Lichter per Hebebühne unter die Decke. Wenn der Rest der Requisiten aufgebaut ist, wird die Bühne im Ringlokschuppen einer mongolischen Steppe ähneln. Regieassistentin Alisa Hecke, Schauspieler Mark Schröppel und Monster-Truck-Mitbegründer Manuel Gerst packen ihre Sachen aus und bereiten sich am Mittwochabend auf die Schau am Freitag vor.

Um die Geschichte des berüchtigten Mongolenherrschers geht es aber nur vordergründig. „Eigentlich ist das Stück nur als Anspielung an den Begriff ,mongoloid’ aufgehängt“, erklärt Manuel Gerst.

Zirkus-Zoo

Orientiert habe sich das Ensemble an einer „klassischen Völkerschau aus dem 19. Jahrhundert, als eine Art Parodie auf einen Zirkus-Zoo.“ So spielen die beiden Gruppen bewusst getrennt auf der Bühne. Während die Schauspieler mit Down-Syndrom in zotteliger Pelz-Kluft daherkommen, tragen die Monster-Truck-Leute schicke Anzüge.

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Die vier Performer treten als „Anleiter“ der drei Thikwa-Spieler auf, die sie auch in ihren niedersten Bedürfnissen im Menschenzoo lenken. „Bei Dschingis Khan werden die Behinderten eben nicht fit gemacht für die Bühne. Hier wird ihnen zugetraut, selbst zu agieren.“

Kontroverse Reaktionen

Die Macher inszenieren das Ausstellen als fröhliches Happening, arbeiten mit Klischees, sprengen damit bewusst innere Grenzen. Wichtig sei ihnen dabei die Tatsache, dass die Profis des Theater Thikwa genau wissen und verstehen, was sie da auf der Bühne tun. Und was dies bei den Zuschauern auslöst. „Sie wissen, dass es hoch kontroverse Reaktionen gibt und sie verstehen, dass sie mit dem, was sie spielen, provozieren“, erklärt Manuel Gerst.

Daher sei es den Kollegen mit geistiger Behinderung auch wichtig, im Anschluss am Publikumsgespräch teilzunehmen. „So kann jeder die Schauspieler selbst befragen, seine Meinung sagen und alle dürfen mitdiskutieren“, sagt Alisa Hecke.