Mülheim.

Die Energiewende sozialverträglich gestalten: Die evangelische und katholische Kirche sind sich ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung bewusst und machen das hochaktuelle Thema zum Schwerpunkt ihres 16. Sozialpolitischen Aschermittwoch im Essener Dom.

In diesem Jahr haben sie Prof. Dr. Klaus Töpfer, ehemaliger Umweltminister und Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, eingeladen, in dem gut besetzten Gotteshaus über Chancen und Probleme der Energiewende zu sprechen.

Schwache sollen Kosten nicht tragen

Gastgeber Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck spricht in besinnlichen Worten von „einer Umkehr, die wirklich ernst gemeint ist“, und bezieht sich damit nicht nur auf die Energiewende, sondern auch auf den Aschermittwoch, an dem die Zeit zur Buße beginne und zur Umkehr eingeladen werde. Er gemahnt zur „gerechten Ausgestaltung dieser (Energie-)Wende, bei der die berechtigten Interessen der Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen, der Konsumenten, die nicht überfordert werden dürfen, und der zukünftigen Generationen, die das gleiche Recht auf intakten Lebensraum haben wie wir selbst, einen gerechten Ausgleich finden müssen“.

Für Prof. Dr. Klaus Töpfer beginnt die Energiewende nicht erst mit der Katastrophe von Fukushima, sondern bereits mit Tschernobyl, nach der die Politik – er war damals Umweltminister – schon beschlossen hätte, die Kernenergie nicht weiter zu verfolgen. Nach Fukushima wurde Töpfer Mitglied der Ethikkommission „Sichere Energieversorgung“, die den Ausstieg aus der Kernenergie dank in ausreichendem Maße zur Verfügung stehender regenerativer Energien in zehn Jahren für umsetzbar hielt.

"Spiritualität des Genug"

„Energie ist die treibende Größe dieser Welt, und ich freue mich besonders, dass es mit dem neuen Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion ein neues Institut gibt, das sich der Katalyseforschung widmet“, stellt er einen Bezug zu Mülheim her. Die technische Realisierung der Wende mache ihm weniger Sorgen als die sozialpolitische Gerechtigkeit. Töpfer mahnt globale und nachhaltige Verantwortung an, spricht von Sozialverträglichkeit: „Eines muss klar sein: Die Kosten können nicht von den sozial Schwachen getragen werden.“

Präses Dr. h.c. Nikolaus Schneider sagt zum Abschluss. „Die gesellschaftliche Bewältigung dieses Problems wird entscheidend sein, denn die neue Armut ist die Energiearmut“, erklärt er und verspricht, dass die Kirchen zu seiner Überwindung aktiv beitragen. „Wir mischen uns ein und versuchen wegzukommen von der heillosen Verschwendung.“ Um bei all dem nicht zynisch zu werden, brauche es eine „Spiritualität des Genug“.