München. . Die bösen Worte am politischen Aschermittwoch sind in Deutschland längst gute Tradition. Am Beginn der Fastenzeit rechnen die Parteien mit ihren Gegnern ab. Der Schlagabtausch erfreut sich großer Beliebtheit. Allein in Bayern rechnen CDU und SPD mit mehreren tausend Besuchern.
Am Aschermittwoch fliegen die Fetzen - zumindest verbal: Mittlerweile wird die ursprünglich niederbayerische Tradition der Parteien, zu Beginn der Fastenzeit mit dem politischen Gegner abzurechnen, in vielen Bundesländern gepflegt. Aschermittwochs-Kundgebungen gibt es auch längst nicht mehr nur von politischer Seite, auch Umwelt- oder Wirtschaftsverbände laden schon seit Jahren dazu ein.
Einer der Hauptschauplätze des Schlagabtauschs in Bayern ist die Passauer Dreiländerhalle, wo die CSU ihre Kundgebung abhält. Die SPD, sonst Stammgast im "Wolferstetter Keller" in Vilshofen, hat dort zum zweiten Mal ein großes Bierzelt auf dem Festplatz aufstellen lassen.
Die derbsten Sprüche der Politiker
CDU gegen SPD - Schlagabtausch in Bayern
Die CSU fühlt sich inzwischen so stark, dass sie sogar wieder jene Gleichung aufmacht, die seit dem CSU-Desaster bei der Landtagswahl 2008 verpönt war: CSU gleich Bayern.
Auch Edmund Stoiber knüpft in seiner Rede an die guten alten Zeiten an. "Ich grüße die erfolgreichste Partei Europas", ruft der CSU-Ehrenvorsitzende in den Saal. "Die CSU ist wieder da." Und dann schimpft er auf die "Großpolitiker von der Opposition" ("Die können es immer noch nicht") und insbesondere auf "Aschermittwochsimporte" wie Steinbrück: Der habe als NRW-Finanzminister in fünf Jahren mehr Schulden gemacht als Bayern in seiner ganzen Nachkriegsgeschichte.
Auch Seehofer beginnt bissig. "Sein Lebensmotto ist offensichtlich: Jedem das Seine - und mir das meiste", lästert er über Steinbrück und spottet: "Ich halte heute eine garantiert honorarfreie Rede." Und dann hat er noch einen Ratschlag für Steinbrück: "Besser den Mund zuhalten als die Hand aufhalten."
SPD gibt sich kämpferisch
In Vilshofen wiederum greifen Ude und Steinbrück die CSU frontal an: "Bayern ist nicht der Erbhof und das Besitztum einer arrogant gewordenen politischen Partei", sagt der bayerische Spitzenkandidat. Steinbrück lästert, Seehofer sei die größte lose Kanone auf dem politischen Deck Deutschlands. Und SPD-Landeschef Florian Pronold kritisiert, Seehofer sei der "schnellstdrehende Wetterhahn in Bayern".
Ein Volltreffer aus SPD-Sicht ist die Kampagne "Drehhofer", auf der aktuelle Positionen Seehofers gegen frühere Aussagen des CSU-Chefs gestellt werden. Drehbuchgerecht erschallen "Ude, Ude"-Sprechchöre - auch wenn die Realität draußen etwas trister ist: Die jüngste Bayern-Umfrage sieht die SPD bei 19 Prozent.
Parteien reiten Attacken
Die bayerische FDP-Vorsitzende Sabine Leutheusser-Schnarrenberger bezeichnete ihre Partei als unverzichtbare liberale Kraft in Deutschland und in Bayern. "Herkunft ist egal, Aussehen ist egal, wer wen liebt ist egal. Keine Partei steht auch persönlich für so viel Liberalität wie die FDP", sagte die Bundesjustizministerin in Dingolfing.
Die SPD habe ihrem Spitzenkandidaten Steinbrück die Narrenkappe aufgesetzt: Er müsse jetzt allenthalben das Gegenteil von dem sagen, was er bisher vertreten habe, von Hartz IV bis zur Steuerpolitik, polterte die FDP-Politikerin. "Der Fasching geht dieses Jahr weiter! Es ist Wahljahr!"
Die Grünen nahmen sich ausgerechnet den Papst zum Vorbild. Niemand habe mit einem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. gerechnet, sagte die bayerische Spitzenkandidatin, Margarete Bause, in Landshut. "Das ist eine wahrhaft historische Sensation. Und das passiert einfach so", sagte sie. "Da werden wir es in Bayern doch auch schaffen, nach 56 Jahren die CSU endlich in die Opposition zu schicken.
Linke wehrt sich gegen Stasi-Vorwürfe
Führende Vertreter der Linkspartei wiesen die neuerlichen Stasi-Vorwürfe gegen ihren Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi zurück. Bei den Anschuldigungen gegen Gysi handele sich um "olle Kamellen", die politische Gegner jedes Mal im Vorfeld von Wahlen hervorholten, sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende, Sahra Wagenknecht, in Tiefenbach bei Passau.
Die Freien Wähler zeigten sich siegesgewiss für die Landtagswahl. "Eher geht die CSU in die Opposition, als dass sie die absolute Mehrheit bekommt", sagte der Landes- und Bundesvorsitzende der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, in Deggendorf. Eine Koalitionsaussage vermied er allerdings.
Die Piratenpartei griff alle Parteien an. Union, SPD, Grüne und FDP verspielten das Vertrauen der Menschen, sagte der bayerische Landesvorsitzende Stefan Körner in Ingolstadt. (dpa)