Mülheim. .

Wenn Pia Linz an ihren Arbeitsplatz klettert, kommt es schon mal vor, dass Leute erstaunt stehen bleiben. Einen Monat lang wird die Künstlerin in einen Schaukasten aus Plexiglas schlüpfen, der in der 1. Etage des Forums steht.

Dort hockt sie mehrere Stunden am Tag auf einem Drehstuhl, beobachtet und zeichnet ihre Umgebung auf die transparenten Wände. Später werden die Zeichnungen ins Glas graviert, so dass am Ende ein Gesamtkunstwerk dabei heraus kommt. Dieses wird im Rahmen der Ausstellung „Schauplatz Stadt“ im Kunstmuseum zu sehen sein.

Überblick über das Forum

Für ihr Kunstwerk hat sich Pia Linz einen Ort ausgesucht, an dem die Menschen vor allem auf den Konsum und nur wenig auf ihre Umgebung konzentrieren. Für ihr Vorhaben könnte es keinen besseren Platz geben. Von der ersten Etage des Forums aus, in einer Ecke des Cafés, zwischen Geländer und Kaffee-Tischchen, hat die Berlinerin eine gute Übersicht. „Von hier aus habe ich einen Blick auf die untere Etage und einen Blick nach oben auf die Hochhäuser.“ Schließlich geht es um das Thema Schauplatz Stadt, um die Auseinandersetzung mit der städtischen Umgebung. Genauer: „Um die urbane Verdichtung“, wie Kunstmuseumsleiterin Beate Reese erklärt. Entsprungen aus der Stadtplanung der sechziger und siebziger Jahre sind die vier Wohntürme Teil des Mülheimer Stadtbildes, der neuen Mitte, die entstehen sollte. „Mit Einkaufszentrum, Parkplätzen und innerstädtischem Wohnen sollte ein neuer lebendiger Stadtmittelpunkt geschaffen werden“, erklärt Beate Reese. Wie setzen sich die Menschen heute mit ihrer Umgebung auseinander?

Pia Linz zeichnet aus ihrer Perspektive, „ich pause die Umgebung ab und schaffe eine Totalität des Umfelds, das von Außen betrachtet werden kann.“ Wenn alle Wände voll mit Zeichnungen sind, fixiert Pia Linz diese durch Eingravieren in die Glasscheiben. Die Gehäusegravur ist ab dem 17. März als Kunstwerk in der Ausstellung „Schauplatz Stadt“ zu sehen. „Dann hat es was Architektonisches, das der Betrachter langsam zusammen setzen muss.“ Begleitend zur Ausstellung wird auch eine architektonische Führung durch das Forum angeboten.

Für Beate Reese ist der Plexiglas-Kasten eine Mini-Dependance des Museums. Schließlich können Besucher die Künstlerin während ihres Schaffensprozesses live im Forum beobachten. Vielleicht lockt das den ein oder anderen anschließend ins Museum.