Mülheim. .
Wenn Petra Kaster mit dem Zeichenstift alltägliche Situationen auf den Punkt bringt, dann sind Ironie und politische Spitzen mit im Spiel. Im November wurde die in Mülheim geborene und in Mannheim lebende Cartoonistin, Zeichnerin und Illustratorin für ihre Satire auf Günter Wallraff in Dresden mit dem Deutschen Karikaturenpreis ausgezeichnet.
Wie sind Sie auf den Journalisten Günter Wallraff als Thema für Ihre Karikatur gekommen?
Petra Kaster: Ich habe viel über ihn gelesen. Das letzte war seine Reportage über den Paketdienst und in diesem Zusammenhang haben sich verschiedene Ebenen verkoppelt. Man versucht als Cartoonist Dinge zusammenzubringen, die die Logik nicht zusammenbringt. Ich lasse in der Karikatur ja offen, ob es der letzte Versuch eines verzweifelten Huhnes oder tatsächlich Günter Wallraff ist.
In Ihren Karikaturen schimmert immer Politisches durch. . .
Kaster: Ja, ich beschäftige mich mit allen politischen und sozialpolitischen Themen, die ich dann auf den Alltag runterbreche.
Man weiß von Autoren, dass sie sehr zurückgezogen arbeiten. Führen Sie als Zeichnerin auch ein „einsames“ Leben mit sich und den Stiften?
Kaster: Ja, das ist bei mir genauso. Jeder arbeitet für sich alleine. Daher sind Treffen mit Kollegen ab und zu ganz nett, wo man sich austauscht und das Reden über oft ähnliche Bedingungen, unter denen man arbeitet. Wenn man alles zusammenrechnet, verbringt man bestimmt Jahrzehnte einsam mit seinem Bleistift zusammen (lacht).
Wo veröffentlichen Sie Ihre Cartoons?
Kaster: Ich veröffentliche im Eulenspiegel, der Schweizer Satirezeitung Nebelspalter, arbeite für Tageszeitungen hier in meinem Raum wie für die Rhein-Pfalz-Zeitung. In der Rheinischen Post habe ich eine Zeit lang veröffentlicht und in der Sächsischen Zeitung. Das wechselt auch. Je nachdem, wie sich Redaktionen umschichten. Da ist immer Bewegung drin.
Sie wurden 1952 in Mülheim am Dickswall geboren. Was haben Sie für Erinnerungen daran?
Kaster: Ich sehe natürlich dieses zerstörte Nachkriegs-Mülheim. Wir haben in den Häuserbrachen gespielt. Am Hingberg gab es eine kleine Klümpchen-Bude vor einem riesigen zerbombten Haus. An den Dickswall habe ich die Erinnerung an düstere, ausgebrannte Häuser. Später entstand dort ein Einkaufscenter. Das hat sich alles komplett verändert.
Wann waren Sie zuletzt zu Besuch in Mülheim?
Kaster: Oh, das ist schon lange her.
Spielt die Ruhr in Ihren Kindheits-Erinnerungen eigentlich auch eine Rolle?
Kaster: Ja, sehr sogar. Die Ruhr und der Park, in dem man spazieren gegangen ist. Es sind alles so vage Kindheitserinnerungen. Ich sehe auch immer noch eine Brücke, über die ich laufe und ich sehe die Stadthalle. Und ich kann mich an ein Ausflugslokal erinnern, wo die Boote abfuhren.
Sie sind Absolventin der Essener Folkwangschule im Fachbereich Visuelle Kommunikation. Wie ging es dann weiter?
Kaster: Nach der Folkwangschule bin ich nach Köln gezogen, danach habe ich in Baden-Baden gewohnt und beim Südwestfunk gearbeitet. Dann bin ich nach Amerika gegangen und ich habe auch in der Schweiz gelebt.
Frau Kaster, haben Sie immer als Zeichnerin oder Illustratorin gearbeitet?
Kaster: Also ich habe sehr viele Animationsfilme gemacht. Der Cartoon lief lange Zeit nebenher. Zudem habe ich immer frei gearbeitet, Zeichnungen, Grafik und auch Malerei, was ich immer noch nebenbei mache. Da ich auch über therapeutische Ausbildungen verfüge, habe ich zwischendurch auch mal in der Psychiatrie gearbeitet.
Was waren das für Animationsfilme?
Kaster: Beim Südwestfunk gab’s früher eine Show für Jugendliche: die Info-Show, die Henning Venske damals moderiert hat. Dafür habe ich den Trailer gemacht. Und dann ging’s auch um kleine politische Filme für die dritten Programme und ein ZDF-Jugendmagazin sowie freie Produktionen.
Kann man von diesem kreativen Beruf gut leben?
Kaster: Das ist hart, das dauert und man muss eine hohe Frustrationstoleranz mitbringen. . . Und einen gewissen Hang zur Selbstausbeutung haben.
Wann sehen wir Sie mal wieder in Mülheim?
Kaster: Vielleicht im nächsten Frühjahr, wenn mal wieder Klassentreffen ist. . .