Mülheim. .

Vor zwei Tagen hat Nora Thurow ein längeres Telefonat mit einer Frau geführt, die sich bei der Frauenberatungsstelle rückversichern wollte: Habe ich alles richtig gemacht, an alles gedacht? „Das ist die Ausnahme“, sagt die Sozialarbeiterin, die auch Diplompädagogin ist.

In der Regel hat sie eine verzweifelte Frau in der Leitung, die nicht mehr weiter weiß und nur noch raus will aus der Beziehungs-, der Ehehölle: Wie soll ich das machen, mit den Kindern und ohne Geld? Wie komme ich an eine eigene Wohnung? Und wie bringe ich meinen Trennungswunsch der Familie bei, dem Mann? Es kam auch schon vor, dass eine Frau mit dem Kind an der Hand vor ihr stand und sonst nichts dabei hatte – sie war direkt von zu Hause geflüchtet.

Der erste Kontakt wird aber normalerweise telefonisch geknüpft, dann gibt es einen Termin zur Beratung. „Doch auch ohne Termin wird hier keine abgewiesen“, betont Nora Thurow. Seit gut zwei Jahren gibt es die Frauenberatungsstelle Mülheim. Getragen wird sie vom Verein „Hilfe für Frauen e.V.“, der auch für das Frauenhaus zuständig ist.

Viele Fragen sind zu klären

Die Beratungsstelle ist durch den Secondhandladen im SWB-Hochhaus am Hans-Böckler-Platz 9 zu erreichen. Auch der Laden gehört dem Verein, der dort Sachspenden für Frauen und Kinder im Frauenhaus annimmt, und das, was übrig ist, zugunsten des Frauenhauses verkauft.

110 Frauen hat Nora Thurow im ersten Jahr hier beraten, nicht weniger waren es im Jahr 2012. Manche wollen nur mal erst alles loswerden, was sie bedrückt. Die meisten kommen mehrmals, denn es gibt viele Fragen zu klären. Zwei Themen stehen für Nora Thurow obenan: Der Schutz der Frauen und ihrer Kinder vor Gewalt und die Sicherung der Existenz.

Häusliche Gewalt, ein schlagender Partner zu Hause betrifft nicht alle, aber mit über 70 % doch die große Mehrheit der hilfesuchenden Frauen. Die meisten, mehr als die Hälfte, sind zwischen 26 und 40 Jahre alt, oft haben sie ihre minderjährigen Kinder dabei. Ein Drittel der Ratsuchenden ist zwischen 40 und 60 Jahre alt. Nur vereinzelt haben Frauen unter 26 oder über 60 Jahre die Beratungsstelle aufgesucht.

Gute Angebote für alleinerziehende Frauen

Es kommt nicht oft vor, das Frauen von der Beratungsstelle aus ins Frauenhaus begleitet werden müssen. Doch es gibt Frauen, die lieber heimlich gehen, die einen Koffer irgendwo deponieren, ihren Ausstieg aus einer Partnerschaft, die keine mehr ist, vorsichtig mit Hilfe der Beratungsstelle vorbereiten.

Nora Thurow begleitet, wenn nötig, die Frauen zur Sozialagentur, zu anderen Ämtern, zum Gericht, klärt über ihre Rechte auf und empfiehlt misshandelten Frauen den Gang zum Arzt. Weil eine Dokumentation wichtig ist, wenn später Strafanzeige erstattet werden soll.

„Für alleinerziehende Frauen mit Kindern gibt es hier gute Angebote“, weiß Nora Thurow. Bei Frühstückstreffs oder in Spielegruppen finden Jüngere Kontakte. Dort fühlen sich ältere Frauen, die die Familienphase hinter sich haben, nicht immer wohl. Auch sie brauchen aber Wege aus der Isolation, wenn sich nach der Trennung die Familie, der Freundeskreis abgewandt hat.

Für allein lebende Frauen über 40 würde Nora Thurow gern ein Gruppenangebot machen, eine Art Stammtisch zum Austausch, für die Freizeit. Interessierte können sich bei der Beratungsstelle melden: 305-6823 (AB nutzen!); Öffnungszeiten: mo, do 9-13; di,mi, 15-19 Uhr, Hans-Böckler-Platz 9