Mülheim. Mehrere tausend Postkarten hat die Initiative „Stoppt den Hausfriedensbruch“ drucken lassen und wird sie zur kostenlosen Mitnahme auslegen. Darauf zu sehen sind Opfer häuslicher Gewalt - Frauen. Die Kampagne soll zum Hinsehen und Helfen animieren.

Es sind Bilder, die betroffen machen, aber erst auf den zweiten Blick. Das ist gewollt, denn die Kampagne der Initiative „Stoppt den Hausfriedensbruch“ will zum genauen Hinsehen animieren. Wer das tut, sieht auf den ersten Blick eine sehr traurige Frau, die sagt „Ich war einmal das Beste, was ihm je passiert ist“ oder „Ich war einmal die Liebe seines Lebens.“

Erst auf den zweiten Blick erkennt man die geschlagene, die vergewaltigte, die gedemütigte Frau. Hinter den Motiven, die auf kostenlose Ansichtskarten gedruckt sind und demnächst in Gast- und Sportstätten, in Kinos, Discos und vielen anderen öffentlichen Orten zur Mitnahme ausliegen, steckt die Kommunikationsdesignerin Annette Klusmann. Als es noch keine Frauenberatungsstelle in Mülheim gab, wollte sie etwas tun für Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind und Hilfe suchen. Beim „Runden Tisch gegen häusliche Gewalt“ stießen ihre Entwürfe auf großen Beifall – die Idee für eine Jahreskampagne war geboren.

Spende ermöglicht die ersten Karten

Dank einer Spende der MEG in Höhe von 1600 Euro konnten die ersten paar Tausend Karten in den Druck gehen. Auf der Rückseite finden sich Telefonnummern, bei denen die hilfesuchende Frau Unterstützung bekommt. Geplant ist noch ein Info-Flyer mit Kontakt­adressen sowie eine Plakatkampagne. Es haben bereits Sponsoren zugesagt, weitere sind sehr willkommen, denn nur dann kann die Jahreskampagne in einer Auflage durchgeführt werden, dass sie auch auffällt. Betroffenen Frauen und denjenigen, die betroffene Frauen kennen. Denn eine kleine Postkarte ist schnell mal in die Hosen- oder Handtasche gesteckt. „Wichtig ist“, sagt Antje Buck, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, „dass sich so etwas fortsetzt.“ Sie freut sich, mit der Kampagne eine Möglichkeit gefunden zu haben, „die Informationen auch an die Frau zu bringen.“

Seit gut drei Monaten berät Nora Thurow in der neuen Frauenberatungs­stelle Mädchen und Frauen, die Hilfe vor häuslicher Gewalt suchen – auch diese Rufnummer findet sich auf den Postkarten, ebenso wie ein Kontakt zum Frauenhaus.

Opfer nicht alleine lassen

Ihre Motive, die Frauen auf ihren Karten, hat Annette Klusmann mit Bedacht ausgewählt: Junge und alte Frauen, Frauen mit und ohne Migrationshintergrund zeigen ihre Plakatentwürfe und damit, dass „das Thema durch alle sozialen Schichten und durch alle Altersgruppen geht“.

Häusliche Gewalt, so ein Ziel der Kampagne, soll kein Thema sein, mit der die Opfer, die betroffenen Frauen, allein gelassen werden. Es sind, so steht es auf den Karten, 23 000 Frauen jährlich in NRW, die zu Hause von Gewalt betroffen sind – man geht aber von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus. „Schauen Sie nicht weg, bieten Sie Ihre Hilfe an“ appelliert die Kampagne. Demnächst vielleicht auch in Ihrer Stammkneipe.