Mülheim. .

In einigen Teilen des Landes, etwa in Wuppertal, tritt die Augengrippe gehäuft auf. In Mülheim sind bisher nur Einzelfälle gemeldet. Amtsarzt Dieter Weber spricht aber bei der meldepflichtigen Infektionskrankheit von einer „Spitze des Eisbergs“.

Gibt es aktuelle Fälle der Augengrippe in Mülheim?

Dieter Weber: Wir haben derzeit zwei gemeldete Fälle. Man muss aber wissen, dass im Gesundheitsamt nur dann eine Meldung eingeht, wenn wir einen Nachweis von einem Labor bekommen, dass es sich um die Augengrippe handelt.

Es könnten also mehr Fälle sein...

Weber: Ja, denn das ist nur die Spitze des Eisbergs, weil die niedergelassenen Ärzte – meistens werden ja die Augenärzte von den Patienten kontaktiert – nicht unbedingt einen Abstrich machen. Daher sind die Zahlen beim Gesundheitsamt meldetechnisch sehr niedrig. Ein Abstrich auf Augengrippe ist keine Kassenleistung.

Was versteht man denn genau unter der Augengrippe?

Weber: Der Erreger ist ein so genannter Adenovirus. Damit ist die Erkrankung nicht antibiotisch und überhaupt schlecht zu behandeln. Typische Symptome sind gerötete, entzündete, brennende, juckende, tränende Augen, ein Fremdkörpergefühl. Dazu können grippeähnliche Beschwerden mit Fieber kommen. Das muss aber nicht sein.

Es können im ungünstigsten Fall auch Hornhautveränderungen am Auge auftreten. Narbige Veränderungen der Hornhaut können vorübergehend zu Sehbehinderungen führen. Diese Veränderungen bauen sich in der Regel wieder ab.

Ist die Erkrankung selten?

AugengrippeWeber: Die gibt es eigentlich relativ häufig, das ist ein altes Problem. Die Augengrippe tritt bei kaltem Wetter auf; wenn Menschen eng zusammen sind, kann der Erreger weitergegeben werden. Ähnlich wie bei der Grippe auch.

Wie steckt man sich denn an?

Weber: Wenn jemand frisch erkrankt ist, auch durch Anhusten, also durch Tröpfcheninfektion. Der klassische Übertragungsweg ist aber durch eine Schmierinfektion, denn die Tränenflüssigkeit ist stark infektiös. Man reibt sich die Augen, hat es dann an den Händen, gibt jemandem die Hand und so weiter.

Wie wird Augengrippe behandelt?

Weber: Man behandelt die Beschwerden. Der Krankheitsverlauf wird dadurch nicht verkürzt.

Wie lange dauert es, bis man die Augengrippe wieder los ist?

Weber: Das kann schon ein, zwei Wochen dauern. Die Ansteckungsfähigkeit ist bereits vor dem Auftreten der Beschwerden vorhanden.

Es können bis zu drei Wochen noch Virusausscheidungen und damit eben auch Ansteckungen möglich sein.