Essen. Wen die Augengrippe erwischt hat, dem schwellen die Augen an wie bei einer Bindehautentzündung. Nur: Die Augengrippe ist sehr viel ansteckender als eine normale Augenentzündung. Und es gibt keine wirksamen Medikamente gegen die Krankheit. Was Sie jetzt über die Augengrippe wissen müssen.

Bei der Keratoconjunctivitis epidemica, auch „Augengrippe“ genannt, handelt es sich um eine Entzündung, von der Binde- und Hornhaut des Auges betroffen sein können. Ausgelöst wird sie durch sogenannte "Adenoviren" der Typen 8 und 19. Diese Viren sind besonders aggressiv. Deshalb ist die Krankheit einerseits hochansteckend, andererseits gibt es keine Medikamente, mit denen sie bekämpft werden kann.

Wie überträgt sich die Augengrippe?

Der Augengrippe-Virus wird meist durch Berührungen mit der Hand übertragen. Auf jeder Fläche, die ein Infizierter berührt hat, können die Viren lauern: beispielsweise auf Türklinken, auf Halteknöpfen in Bussen und Bahnen oder am Geländer von Rolltreppen. Mediziner sprechen von einer "Schmier- oder Tröpfcheninfektion".

Wer sich den Virus eingefangen hat, kann ihn in den ersten zwei bis drei Wochen der Krankheit weitergeben. Besonders problematisch: Die Inkubationszeit, also die Phase von der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheit, dauert fünf bis zwölf Tage. In dieser Zeit merkt der Patient noch nichts von der Krankheit, kann aber trotzdem schon andere damit infizieren.

Wie können Sie sich vor der Augengrippe schützen?

Schutzimpfungen gegen die Augengrippe gibt es nicht. Alles, was hilft, ist Hygiene. Ärzte empfehlen, sich regelmäßig die Hände zu waschen und nach Möglichkeit auch zu desinfizieren. Das gilt insbesondere für bereits Erkrankte.

Diese sollten zusätzlich darauf achten, sich nicht mit den Händen an den Augen zu kratzen. Wer erkrankt ist, sollte sich vom Arzt krankschreiben lassen. Sonst könnte das Virus im Kollegenkreis verbreiten. Auch auf Händeschütteln zur Begrüßung sollten Augengrippe-Patienten verzichten.

Wenn Fälle von Augengrippe in einer Stadt gehäuft auftreten, sollten die Patienten isoliert werden. Anfang Dezember schloss eine Augenklinik in Bottrop für mehrere Tage. Dort wurden dann nur noch Augengrippe-Fälle behandelt, um eine Ausbreitung der Krankheit zu vermeiden. Rund 100 Patienten waren erkrankt.

Wie viele Menschen sind betroffen?

In Bottrop und Oberhausen gab es im Dezember - gemessen an der Einwohnerzahl - die meisten Fälle von Augengrippe
In Bottrop und Oberhausen gab es im Dezember - gemessen an der Einwohnerzahl - die meisten Fälle von Augengrippe © LIGA.NRW

Laut Zahlen des Robert-Koch-Instituts erkrankten im vergangenen Jahr bundesweit 642 Menschen an Augengrippe, 251 davon in Nordrhein-Westfalen. Für das noch sehr junge Jahr 2012 liegen dem Institut bislang noch keine gemeldeten Fälle vor, was nicht bedeutet, dass es keine gibt.

Im vergangenen Dezember traten die meisten Fälle von Augengrippe (im Verhältnis zur Einwohnerzahl) in Bottrop auf. 61 Infektionen pro hunderttausend Einwohner stellte das Landeszentrum Gesundheit NRW fest. In Oberhausen wurden 18 Infektionen pro hunderttausend Einwohner gezählt.

In Essen geben Experten bereits Entwarnung: Eine Augengrippe-Epidemie sei nicht in Sicht. Auch in Gladbeck und Recklinghausen sind den Kreisgesundheitsämtern Anfang des Jahres noch keine Fälle gemeldet worden. In Mülheim gibt es einige Fälle. „Das Virus grassiert im Moment massiv“, bestätigt Dr. Dieter Weber, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamts. Ausmaße einer Epidemie habe die Krankheit allerdings noch nicht.

Wie viele Menschen tatsächlich an der Augengrippe erkrankt sind, ist kaum zu benennen. Zwar müssen Ärzte und Krankenhäuser die Krankheit melden - allerdings lediglich, wenn diese durch einen Labortest nachgewiesen wurde. Doch weil die Symptome auch ohne Test häufig eindeutig sind, verzichten Ärzte häufig auf den Test - damit entfällt die Meldepflicht. Die Dunkelziffer könnte also deutlich höher sein.

Welche Symptome hat die Augengrippe?

Am Anfang der Erkrankung haben die meisten Patienten das Gefühl, sie hätten einen Fremdkörper im Auge. Die Augen schwellen an und das Sehvermögen nimmt ab.

Typische Symptome sind zudem gerötete Augen, starker Tränenfluss, Lidschwellungen sowie Juckreiz und erhöhte Lichtempfindlichkeit. Zudem können über Nacht die Augenlider verkleben.

Wie wird Augengrippe behandelt?

Es gibt keine wirksamen Medikamente, die die Augengrippe bekämpfen. "Die Therapiemöglichkeiten sind sehr begrenzt", erklärt Heiner Karbach vom Gesundheitsamt Oberhausen. Antibiotika helfen nicht, weil es sich um einen besonders hartnäckigen Virenstamm handele. „Wir können nur gegen die Symptome vorgehen“ – und abwarten.

Wie lange dauert die Augengrippe?

Bei einem normalen Krankheitsverlauf klingt die Entzündung nach rund zwei Wochen wieder ab. Ärzte raten wegen der hohen Ansteckungsgefahr dennoch, sich nach Möglichkeit drei Wochen krankschreiben zu lassen.

Bis das Sehvermögen komplett wieder hergestellt ist, können aber einige Monate vergehen, sagt der Dortmunder Augenarzt Ulrich Teimann.

Hinterlässt die Augengrippe bleibende Schäden?

In den meisten Fällen bleiben nach einer Augengrippe keine dauerhaften Schäden. Nur in Ausnahmefällen könne das Sehvermögen beeinträchtigt bleiben, sagt Mediziner Karbach.