Mülheim. .

Das war schon immer so: Jugendliche suchen nach ihrem Weg in und durch das Leben. Diese Suche nach der persönlichen Identität ist ein Prozess der Reifung. Solange diese Entwicklung nicht abgeschlossen ist, stellt sich jungen Menschen die Welt, ihre Welt noch als „Wunderland“ dar. Das „Wunderland“ der Jugend stellten die Jungen Performer im Ringlokschuppen eindrucksvoll dar – mit tänzerischen, schauspielerischen und musikalischen Mitteln. Als literarische Vorlage diente ihnen „Alice im Wunderland“.

Zeitgenössische Deutung

Auch in dem Roman des britischen Autors Lewis Caroll geht es um die Selbstfindung. In einer nächtlichen Traumreise, einem psychedelischen Trip, durchlebt und besteht Alice Abenteuer, trifft auf seltsame Gestalten wie das weiße Kaninchen oder die böse Königin, die Grinsekatze oder den verrückten Hutmacher. Ein Teil dieser Traumfiguren tauchen auch wieder im „Wunderland“ der Jungen Performer Mülheim unter der Regie der Tanzpädagoginnen Idrissa Aponda und Kathrin Peters auf. Das Ensemble erzählt nicht einfach die Geschichte nach, entnimmt nur einzelne Szenen und Motive. Die werden modern – aus der Perspektive der neun Tänzerinnen und Darsteller – interpretiert und zeitgemäß umgedeutet.

Und auch das ist hier anders als im Original: Die Musik bekommt eine zentrale Rolle, anders als im Roman und in den Hollywood-Verfilmungen. Statt melodramatischer Orchestermusik erklingt durchweg New Style Hip-Hop in allen Variationen, auch Rap und Reggae. Die neun jungen Leute aus Mülheim tanzen ihre persönliche Suche nach Identität. Sie drücken diese Selbstsuche mit Bewegung, kaum mit Sprache aus. Gekonnt, professionell und geschickt choreografiert, agieren das Ensemble: Die vier jungen Frauen und fünf jungen Männer erzeugen das atmosphärische Bild einer Clique, einer Jugend-Gang, die sich täglich trifft, um der Tristesse und Langeweile ihres Alltags mit eigenen Mitteln zu entkommen. Sie schaffen ihre Wunderwelt. Diese Szenen könnten überall spielen – ob in der Bronx von Harlem oder in Styrum und Eppinghofen, zugespitzt gesagt. Es fehlen nur noch die brennenden Ölfässer.

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Herausgekommen ist ein sehr eigenständiges Tanzstück, das durch seine modernen, komplexen, vielschichtigen und abwechslungsreichen Bewegungsabläufe besticht, auch durch den hohen Einsatz seiner Darsteller und die mitreißende Musik. Die Premiere erreichte ihr Zielpublikum, sprach das überwiegend jugendliche Publikum an. Begeisterter Applaus.