Dümpten.

Wer kann schneller mit einem Strohhalm fünf Smarties ansaugen und sie von einem auf einen anderen Teller legen? So heißt die Frage, die Max (4) und Sprachtherapeut Peter Lammersdorf gerade klären.

Der Knirps gewinnt den lustigen Wettkampf - und hat gar nicht bemerkt, dass er gerade eine Therapieeinheit absolviert und seine Mundmotorik trainiert hat. Vom Üben im Sinne eines monotonen Fertigkeitstrainings hält man in der Sprachheil-Kindertagesstätte „Eigensinn“, die seit über 30 Jahren in der Schildberg-Schule angesiedelt ist, wenig.

Selbstvertrauen und Eigenständigkeit sind die Ziele

Man will die Stärken der Drei- bis Sechsjährigen herausstellen, ihnen so Selbstvertrauen vermitteln und ihnen zugleich spielerisch - und „ganz nebenbei“ - dabei helfen, eine diagnostizierte Sprachentwicklungsverzögerung zu überwinden. Mit Sprachtherapiestunden, aber auch im „ganz normalen Kita-Alltag“.

„Wir beobachten, ob ein Kind das Gelernte im Umgang mit den anderen auch umsetzen kann und stellen individuelle Förderpläne auf, die immer wieder angepasst werden“, erklärt Tanja Ertugrul, stellvertretende Leiterin der heilpädagogischen Einrichtung. 24 Mädchen und Jungen mit logopädischem Förderbedarf betreut man hier, in drei Gruppen à acht Kindern. Drei Erzieherinnen, drei Kinderpflegerinnen, eine Heilpädagogin, zwei Logopäden und eine Motopädin zählen zum Team.

Zur Eigenständigkeit wollen sie ihre Schützlinge erziehen. Deshalb dürfen die Kleinen in den Freispielphasen auch selber wählen, in welchem Spielbereich und mit welchem Spielmaterial sie sich beschäftigen möchten - bzw. bei welcher Bezugsperson. „Sozial-emotionale Entwicklung und der Ausbau sprachlicher Fähigkeiten ist nur auf Basis von Vertrauen möglich“, ist Tanja Ertugrul überzeugt.

Musik ist ein zentraler Aspekt in der Sprachheil-Kita

Im Sonnenzimmer, im dem die motopädische Förderung stattfindet, wird heute nur getobt. Samantha und Yasin „spielen Piraten“. Bauraum, Puppenstube oder Bilderbuchecke sind gerade nicht besetzt. Dafür spielen im Kreativbereich fünf Kinder begeistert Memory. Musik spielt in der Sprachheil-Kita eine große Rolle, ebenso das Herumtollen im Garten. Mittags wird gemeinsam gespeist, ab und zu assistieren die Kids der Kochfrau bei der Zubereitung. Und: Die Eltern werden in Aktivitäten mit eingebunden, für sie gibt es auch Elterncafé und Elterngespräche.

Das Ziel im „Eigensinn“ ist nicht unbedingt die Vorbereitung auf die Regelschule. „Wir suchen nach einer adäquaten Anschluss-Förderung, überlegen, welche Beschulung für welches Kind am besten wäre. Das kann eine Förderschule, aber auch die Regelschule sein“.