Mülheim. .
Uwe Dieter Bleil ist ein Künstler, der kein Atelier hat. Er spricht lieber von einem „Arbeitsraum“, von seinem Arbeitsplatz. Denn letztlich, sagt er, sei ein Künstler nichts Besonders, sondern genauso wie ein Bäcker: „Beide sind Unternehmer.“ Nur dass der Künstler seine Brötchen eben mit Kreativität verdient. Also ist Uwe Dieter Bleils Werkstätte eher Werkstatt und vor allem eines: funktional.
Zwei Holzschnitte weisen den Weg in den liebevoll gestalteten Hinterhof, auf dem der Künstler überall seine Handschrift hinterlassen hat. Selbst gemachte Stühle gruppieren sich um selbst gemachte Tische. Das Material dazu hat er geschenkt bekommen, Holz vom Museum, eine Granitplatte von der Pizzeria, Marmorplatten von Plati. Bleil macht aus Alt Neu, der Wegwerfgesellschaft gehört er nicht an. Auch seine zwei Arbeitsräume, die rechts und links am Ende der Einfahrt liegen, hat der Broicher hergerichtet; früher waren es Garagen.
Mehrere Werke gleichzeitig
Rechts geht es nun sauber und ordentlich zu, dort malt und zeichnet er. Weiße Wände empfangen die Besucher, ein weißer Arbeitstisch, eine Staffelei. In einer Ecke sind Leinwände aneinander gelehnt – mit der Frontseite zur Wand. Pinsel, Kohle, Lineale und Farben liegen bereit. Im Arbeitsraum gegenüber dürfen Späne fallen, wenn etwa Skulpturen und Holzschnitte entstehen.
Werkstatt-Atmosphäre herrscht dort mit einer Werkbank, über der Werkzeuge hängen. Eine Standsäge findet sich dort und unzählige Holzklötze, -bretter und -stücke. Diese Vielfalt zeichnet Uwe Dieter Bleils Kunst aus: Heute mag er zum Pinsel greifen, mit Ölfarben oder Lasur arbeiten, morgen setzt er Holzscheiben zu Menschenköpfen zusammen. Mehrere Werke hat er stets gleichzeitig in Arbeit, legt einzelne Werke zur Seite, nimmt sich die Zeit, das Ergebnis immer wieder zu prüfen.
Dialog mit Kreativen
So unterschiedlich seine Materialien und Ausdrucksformen sind, eines zieht sich durch alle Arbeiten Bleils: „Ich verstehe mich selbst als Realist.“ Das Abstrakte ist nicht seine Sache, dennoch hilft bei der Ansicht seiner Werke abstraktes Denken durchaus. „Auch wenn ich realistisch arbeite, bilde ich nichts ab“, sagt er. So mag sich hinter einer Arbeit eine ganze Firmengeschichte verbergen und hinter dem Portrait einer hübschen Frau eine braune Gesinnung.
Da wundert es nicht, wenn Bleil seine Kunst „politisch“ nennt. Themen, die ihn beschäftigen, setzt er künstlerisch um, oftmals spielerisch, mit einem Augenzwinkern, das sich erst später erschließt. Dabei stellt sich Uwe Dieter Bleil gerne in den Dialog mit anderen Kreativen. Nicht nur in Mülheim gehört er Künstlergruppen an. Denn so sehr er seine Räume schätzt: „Man muss auch mal rauskommen können aus seiner eigenen Welt. Ich möchte überall wirken .“
Malerei und Graphik
Der gebürtige Berliner Uwe Dieter Bleil (Jahrgang 1952) kann nicht genau sagen, wie er zur Kunst kam: „Ich war immer schon bei ihr.“ Das lässt sich an seinem Lebenslauf nicht unbedingt ablesen. Denn zunächst macht er eine kaufmännische Lehre und begann danach ein Wirtschaftsstudium, das er jedoch abbrach. 1974 beganner stattdessen sein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie, wo er Malerei und Graphik studierte und Meisterschüler wurde. Dies ermöglichte es ihm, an städtischen Schulen zu unterrichten. Lange arbeitete er mit Kindern, bevor er darin zu viel Routine erkannte. Heute arbeitet Bleil als freier Künstler.