Mülheim. .
Als „Landmarken“ standen die witzigen Holzleitern teils vor den Ateliers. Wie bei Ursula Vehar, wo eine Figur in Signalfarbe quasi an das Fenster der Wertgasse 18 klopfte. Diesmal waren es 22 Künstler, die am Wochenende ihre Ateliers geöffnet hatten und „ganz niederschwellig“ einen Einblick in ihre Arbeit gaben.
Obwohl sich die Künstler am Samstag wegen der Vielzahl anderer Veranstaltungen keinen großen Hoffnungen hingaben, „lief es überraschend gut“, sagt Uwe Dieter Bleil. Der Kunstverein hatte einen Busshuttle-Service mit verschiedenen Touren angeboten. Eine gute Idee, an deren Ausführung aber noch getüftelt werden muss.
Mit gleich sechs Künstlern, die dort ihre Ateliers haben, ist Schloß Styrum eine äußerst kreative Schmiede. „Der dümmste Bauer hat die dicksten Kartoffeln“: Dieses Zitat ist im Atelier von Friedhelm Brandt zu finden. Skurril wie der ganze Raum, der auch gleichzeitig Wohnzimmer des sammelwütigen Künstlers ist. Von Fotos über Uhren ist dort alles mögliche bis zu Schaufensterpuppen und Pappaufstellern zu finden.
Hunderte Zeichnungen, sorgsam mit feiner Feder zu Papier gebracht, bedecken die Wände. Viele bestehen aus kleinen Mustern, Punkten, Kreisen: Man erahnt, wie viel Arbeit und Zeit darin steckt. Die antiken Möbel stehen kreuz und quer, sind zum Teil mit bunten Glassteinen verziert und mit glitzernden Strukturen bemalt. Man weiß gar nicht, wohin zuerst – aber man möchte alles anschauen.
Eine Etage tiefer haben sich zwei Künstlerinnen zusammengetan, um aus klassischer Malerei und Computertechnik etwas ganz Neues zu schaffen. Die Malerin Vera Herzogenrath überlässt ihrer technikversierten Kollegin Barbara Bays Gemälde, die diese durch digitale Effekte zu dreidimensionalen Landschaften macht. Per Projektor auf eine Leinwand projiziert, kann sich der Betrachter auf eine Reise ins Innere des Bildes begeben. Ein sehr interessantes Projekt. Vera Herzogenrath erklärt gern auch ihre abstrakte Arbeit auf Leinwand.
Ein Atelier weiter werkelt Medienkünstler Rainer Komers. Er stellt außerdem verschiedene Fotografien der Japanerin Hiroko Inoue aus, die sich viel mit Strukturen beschäftigt. Gebilde aus Holz sind zu sehen, abstrakt und ästhetisch. Komers selber filmt und schneidet, stellt Eindrücke zusammen und unterlegt sie mit passendem Ton. Sein Kurzfilm „Seseke classic“ beschäftigt sich mit dem Problem der Renaturierung von alten Bergbauflächen.
Die „Offenen Ateliers“ boten zwei Tage lang spannende Einblicke in das kreative Schaffen Mülheims.
Etwas schade war die leicht verwirrende Organisation des kostenlosen Bustransfers, aber die interessanten Kontakte zu den Künstlern entschädigten für die entstandenen Wartezeiten.