Mülheim. .

Die Stadthalle ist voll, der Kabarettist Jochen Malmsheimer am Mittwochabend in seinem Element. Sein aktuelles Programm mit dem – nur von Malmsheimer nicht – unaussprechlichen Titel „Ermpftschnuggn trødå! hinterm Staunen kauert die Frappanz“ dreht sich um die Entwicklung der Sprache, wie sollte es bei dem Meister der kunstvoll verschachtelten und rasant vorgetragenen Sätze anders sein.

Wortgewaltig, mal leise, feinsinnig, mal dröhnend laut, lässt er seinem Publikum keine Chance, in der Konzentration nachzulassen. Zwischenmenschliches, Alltagsthemen wie die Pubertät seiner Söhne, „dem Würgegriff der eigenen Körperchemie“, oder Weisheiten aus dem Familienleben wie „Lässt man das Kind zu früh los, fällt es vom Wickeltisch, lässt man es zu spät los, wohnt es zu Hause bis zur Rente, bis zu seiner eigenen – wohlgemerkt“ sorgen für große Erheiterung.

Politische Spitzen

Mit seinem Vortrag über die „Wanderbewegung des Haupthaares“ setzt der 51-Jährige sich detailliert und köstlich mit dem Altern auseinander, auch politische Spitzen lässt der Bochumer nicht aus.

Seine Kladde, das einzige Utensil seiner One-Man-Show, ist für den Ex-Tresenleser ein wichtiges Element. Darin steht fast alles geschrieben, sei es die Geschichte der Hose oder die der Menschheit. Die Geschichte hat es dem Kabarettisten scheinbar angetan, hat er das Fach neben Germanistik doch studiert.

Auf wunderbare Weise lässt er den konfliktreichen Anfang der Sprachentwicklung mit Lichteffekten, Meeresrauschen und Donnergrollen in einer Neanderthal-Höhle vor dem geistigen Auge der Zuhörer erstehen.

Fulminantes Finale

In dem fulminanten Finale erweckt er schließlich die Wörter selbst zum Leben. Sie treten in einen Wettstreit der Relevanz. Im Keller des Mannheimer Instituts für deutsche Sprache siedelt der Sprachvirtuose den Showdown an, zieht alle Register seines Könnens.

Das Wort „chillen, tranquilitas frigoris“ bittet um Aufnahme in die deutsche Sprachkartei und sorgt für Empörung bei dem Wort „Flurwoche“, das am Ende rausfliegt. Sein Publikum dankt ihm das zweistündige Programm mit begeistertem Applaus.