Mülheim. .
Ungesehen hatte Ringlokschuppen-Dramaturg Matthias Frense die Produktion „Super Me“ der Tanzcrew „E-Motion“ für gut befunden und für die Reihe „Tanz is coming home“ vorgesehen.
Der tobende Applaus nach der Aufführung zeigte, dass das Publikum seiner Bewertung des Tanztrips in digitalen Welten, Bildern, Tönen und vor allem Beziehungen uneingeschränkt folgte.
Das von Celestine Hennermann betreute Quintett (Takao Baba, Andrea Böge, Lil’Rock, Albi Gika und Victoria Söngten) demonstrierte, wie gut sich Lebenswelten in einer Produktion aufgreifen lassen – und so umzusetzen, nur Tanz zu sein, ohne zu intellektuell aufgeladen zu wirken. Die Protagonisten bewegten sich stets in definierten Räumen, sei es durch Licht oder Holzrahmen. Die Übertragung auf soziale Netzwerke, die Beziehungen, sind durch Verbindungen geschehen, das heißt das Aneinanderlegen der Rahmen.
Das teils recht junge Publikum hatte das Ensemble recht zügig auf seiner Seite: Ein Mix aus Tanzstilen der Jugendkultur, Hip-Hop, Breakdance, Kampfsport wie Capoeira oder lateinamerikanische Einflüsse sorgten – gepaart mit einer Tracklist, die gute Stimmung verbreitete – für eine unterhaltsame Reise entlang digitaler Fragestellungen. Die einzelnen Kapiteltitel wurden auf den Vorhang im Bühnenhintergrund projiziert, auch um eine Entwicklung darzustellen.
„Super Me“ setzt sich mit der Schnelllebigkeit und Austauschbarkeit menschlicher Beziehungen im Internet-Zeitalter auseinander. Förmlich entblättert wird der digitale Mensch, der Internetjunkie, der sich weiter und weiter isoliert. Er stößt Leute weg, will die ganze Aufmerksamkeit. Wie ein Wettbewerb ist das Bild zu interpretieren, in dem die Tänzer die Holzrahmen zu einem Siegertreppchen drapieren. Die Privatsphäre geht verloren. Bildlich wird dies an Tänzer Albi Gika dargestellt, der im Verlauf des Abends bis auf die Unterhose ausgezogen wird, um unter einem Berg von Frames (Holzrahmen) begraben zu werden.
Ob er diese hüllenlose Einsicht aller Körperteile als Foto ins Internet stellen würde? Ich glaube nicht. In diesem Sinne dient „Super Me“ auch als Lehrstück – für Eltern, die ohnmächtig den Inhalten und Bewegungen ihrer heranwachsenden Kindern in sozialen Netzwerken wie „SchülerVZ“ gegenüberstehen.