Mülheim.
An Freitagen und an Samstagen ist es besonders schlimm. Dann quillt das Leergut-Lager von Edeka im Forum regelmäßig über. Mehrwegflaschen stapeln sich auf dem Band hinter dem Rückgabe-Automaten, zerdrückte Einwegflaschen füllen die zwei so genannten Kompaktoren. Damit Inhaber Heinz Wilhelm Paschmann der angespannten Lage Herr wird, gestaltet er seinen Supermarkt jetzt neu, baut sogar an.
„Wir bekommen mehr als doppelt so viel Leergut zurück, wie wir verkaufen“, stöhnt Paschmann. Er als „Vollsortimenter“ – also als Einzelhändler, dessen Sortiment keiner Einschränkung unterliegt – sei verpflichtet, alle Pfand-Produkte zurückzunehmen. „So kriegen wir oft auch das, was bei Discountern gekauft wurde, bei Tankstellen oder Trinkhallen.“ Und auch vieles, was Flaschensammler in Kleinarbeit aus Mülltonnen geklaubt haben, landet im Untergeschoss des Forums.
Die Schlange vor dem (noch) einzigen Leergut-Automaten ist daher oft lang. 20 Menschen, die darauf warten, Flaschen gegen Gutschrift-Bons einzutauschen, sind an Wochenenden keine Seltenheit. Paschmanns Lösung für das Problem heißt: An- und Umbau. Künftig nutzt er ein schon länger brachliegendes Lager, das früher der Firma Sinn gehörte, und erweitert die Fläche des Geschäfts um 300 auf gut 2000 Quadratmeter. Obst und Fleisch werden bald anders präsentiert, die Fischtheke verlegt. Nebenan, wo es derzeit die Backwaren gibt, entstehen zwei Leergut-Bänder mit größerer Kapazität. Und für die Einweg-Plastikflaschen, die vor Ort zerdrückt oder zerschreddert werden, gibt’s künftig fünf Automaten.
Riesige Sattelzüge rollen an
Das politisch über Jahre heiß diskutierte Kapitel „Leergut“ („das haben wir alles dem Trittin zu verdanken“) ist vor allem eins: Logistik. Per Lkw lässt Paschmann den Plastikmüll und die vielen, vielen Einzelflaschen abtransportieren. Am Standort Mannesmannallee fahren sogar riesige Sattelzüge vor; dort werden vor allem Kisten abgegeben.
Das reine Pfand bekommt Paschmann auf alle Fälle zurück, auf anderen Kosten bleibt er sitzen: So helfen Schüler, die Flaschen-Flut in den Griff zu bekommen, und werden dafür natürlich bezahlt. Und auch die Spediteure wollen entlohnt werden.
Der Weg der Getränkeflaschen
Auch bei Tengelmann ist das Leergut-Thema bekannt; es kommen weit mehr Flaschen zurück als ausgegeben werden. Folge: In den bundesweit 512 Filialen werden monatlich 1,5 Mio Euro mehr ausgezahlt als eingenommen. Die Läden vor Ort aber haben zumindest kein Logistikproblem, weiß Jutta Tappe, eine Sprecherin. Bei Rewe Scholand werde künftig aufgerüstet, ein neuer Leergut-Automat aufgestellt.
Ein einziger Automat? Der würde Paschmann wenig nützen. Sein Trost: „Die meisten Leute kommen nicht nur wegen des Leerguts – sie kaufen auch gern noch etwas ein.“