Oberhausen. . Die Grüne Jugend will Getränkekisten für Flaschensammler in der City aufhängen. „Völliger Quatsch“ oder „komplett praktisch“? Ein Sprecher verteidigt das Vorhaben.
Mit ihrer Idee, leere Getränkekisten als Service für Pfandflaschensammler an Laternen in der Innenstadt aufzuhängen, hat die Grüne Jugend in dieser Stadt für eine hitzige Diskussion und ein große Medienecho gesorgt.
Während sich Kamerateams von Sat.1 und WDR angekündigt haben, die über die angekündigte Aktion der Jugendorganisation berichten wollen, liefern sich Kritiker und Befürworter der Idee im Internet einen heftigen Schlagabtausch. Die Stadtverwaltung übt sich derweil in Zurückhaltung: Für die Pfandkisten brauche es eine Sondernutzungserlaubnis.
Weil der Jugendverband diese noch nicht beantragt habe, sprich Unterlagen nicht vorlägen, hat die Fachverwaltung noch keine, wie es heißt, „abschließende Meinung“ dazu. Die Grüne Jugend will die Verwaltung allerdings bereits vor eineinhalb Wochen über das Projekt informiert haben. Nun wird es zunehmend unwahrscheinlich, dass die erste Kiste noch im August – wie angekündigt – aufgehängt wird.
Nach einem Vorbild aus Hamburg und Berlin hat sich die Grüne Jugend kostenfreie und spezielle Getränkekisten besorgt, die sie an drei Stellen in der Innenstadt diebstahlsicher um Laternen befestigen will. In diesen Kisten sollen Passanten leere Pfandflaschen für jene Menschen zurücklassen, die diese des Pfands wegen sammeln.
„Auf einen Versuch käme es mir an“
„Sinnlose Nebenkriegsschauplätze“ seien das, wettert da eine Internetnutzerin, die sich „Susan2012“ nennt. „Völliger Quatsch“, stimmt „Rondus“ ein. „So bessert jetzt jeder Teenager sein Taschengeld auf. Außerdem vermeidet es nicht das Wühlen in den Papierkörben, denn darin liegt ja immer noch Leergut, weil es wesentlich mehr Papierkörbe als unansehnliche Leerkästen gibt.“ Andere Nutzer weisen auf eine Gruppe hin, die sie die „Pfandmafia“ nennen, Menschen, die „sogar für acht Cent handgreiflich werden“. Aber, so „knutknut“, „auf einen Versuch käme es mir an“.
Dass nur jene die abgestellten Pfandflaschen aus den Kästen nehmen, für die sie gedacht sind, das könne man nicht gewährleisten, sagt Hakan Gürer, Sprecher der Grünen Jugend. „Da appellieren wir an alle Bürger, dass sie die Flaschen für die Menschen zurücklassen, die sie brauchen.“
In anderen Städten funktioniere das Konzept bereits sehr gut, „warum soll es nicht auch in Oberhausen klappen?“ Hakan Gürer sagt auch deutlich, dass es sich bei der Getränkekisten-Idee um ein bundesweites Projekt handelt, an dem sich jeder beteiligen kann. „Wir fangen mit drei Kisten an, wenn das klappt, machen wir weiter.“
Grüne Jugend: Keine sachliche Kritik
Verärgert reagiert er auf die Anschuldigungen mancher Internetnutzer, das Flaschensammeln sei auch Folge des „Armutsprogramms Hartz IV“, dem die Grünen-Partei immerhin zugestimmt habe. „Wir sind die Grüne Jugend, als Hartz IV beschlossen wurde, waren viele von uns noch gar nicht politisch aktiv.“ Er vermisse eine sachliche Kritik in der Diskussion, so Gürer weiter. „Fakt ist, dass es Menschen gibt, die Pfandflaschen aus Mülleimern sammeln. Wenn wir diesem Zustand Abhilfe schaffen können, machen wir das.“
Zustimmung erhält er dabei unter anderem von dem Nutzer, der sich „MeinLieberScholli“ nennt. „Wir stecken in dieser sozialen Misslage und solche kleinen Projekte könnten das Miteinander sicher stark verbessern. Wenn ein Angebot besteht, mein Pfand wild durch die Grünanlagen zu werfen, oder in einen aufgestellten Sammelbehälter für Minderbemittelte zu legen, könnte doch das Bewusstsein für Mitmenschen gestärkt werden.“