Essen. . Sammler entdecken neuerdings das Internet für die Suche nach Glas-, Mehrweg-oder PET-Flaschen. Einer von ihnen ist „Pfandprofi“ Frank Kuhar aus Frohnhausen. Der 40-Jährige holt Pfandflaschen bei fremden Leuten ab und das Pfandgeld darf er als Spende behalten. Dabei kommt er nicht selten in Messie-Wohnungen - ein lohnendes Geschäft.

Den Anruf, den Frank Kuhar vor kurzem bekam, wird er so schnell nicht vergessen – denn er bescherte ihm rund 160 Euro auf einen Schlag. Gut, das ist kein Vergleich zu einem mehrstelligen Lottogewinn, aber für den Frohnhauser war es ein nettes Sümmchen für wenig Arbeit. Der 40-Jährige holt Pfandflaschen bei fremden Leuten ab und das Pfandgeld darf er als Spende behalten. Drei Stunden hat sein Einsatz in einer Messie-Wohnung in Altenessen gedauert, der Vermieter hatte ihn gerufen. Ergebnis: 16 Müllsäcke voller PET-Flaschen, die er am Rückgabe- Automaten des nahen Diskounters in bare Münze verwandelte.

Für den Haustechniker mit 400-Euro-Job und Hartz IV ist es ein geringer Zuverdienst. Statt wie andere tagtäglich, die in ihrer Not nach 8 Cent (Bier-), 15 Cent (Mehrweg-) oder 25 Cent (PET-Falsche) Mülleimer im öffentlichen Raum durchsuchen, hat er sich unter dem Pseudonym „Pfandprofi“ im Internet auf der Börse www.pfandgeben.de angemeldet.

Win-win-Situation

Die Entsorgungsbetriebe freut dieses Engagement. Wie viele Flaschen die Mitarbeiter noch bei ihren Aufgaben finden, kann Sprecherin Bettina Hellenkamp aber nicht sagen. „An und für sich haben wir nichts mit Pfandflaschen zu tun“, sagt sie, „wir unterscheiden nicht zwischen Müll und Pfandflasche, wenn es sich in den Mülleimern befindet.“ Ab nach Karnap heiße es dann, ins Müllheizkraftwerk, leider: „Es wäre wünschenswert, wenn Pfandsammler vorher ihr Schnäppchen machen könnten.“

Bei der Alba, die die Leerung der gelben Tonne vornimmt, sieht es nicht anders aus, mit einem Unterschied: Sollten Pfandflaschen irrtümlicherweise dabei sein, landen sie bei der Sortierung der Kunststoffarten in der richtigen Kategorie und werden recycelt. Zum Vergleich: 70 Prozent dieses Tonneninhaltes werden wiederverwertet und nur rund 30 Prozent thermisch genutzt, sprich verbrannt. Ein Fortschritt zu den Zuständen vor 30 Jahren. Das findet auch Bettina Hellenkamp. Die oft kritisierten Pfandregelungen hätten vieles bewegt. „Es ist eine win-win-Situation, uns wird die Arbeit abgenommen, der Pfandsammler verdient sich etwas hinzu. Und: Der beste Müll ist der, der nicht entsteht.“

Das dachte sich Frank Kuhar zweifellos auch, als er im Radio von der Internetseite hörte. „Es war für mich aber trotzdem erst einmal nicht nachzuvollziehen, dass Menschen einen anrufen, obwohl sie es selber machen könnten“, sagt Frank Kuhar. Das war vor gut einem Jahr. Einer von 14 Sammlern ist er aktuell. Einen Trick gibt’s nicht: „Man muss nur erreichbar sein“, weiß Kuhar. Sechs Aufträge hatte er bisher, im Durchschnitt seien es immer 20 Flaschen gewesen. Besonders gerne hat er Wohngemeinschaften mit Studenten. „Die sind ganz faul“, sagt er und fängt an zu lachen, als er realisiert, was er da gerade gesagt hat.

„Ich habe nichts zu verschenken“

Dass in Essen genug Pfandflasche verkehren, ließe sich wohl aus den Angaben der Firma Rhenus spekulieren. Über die Sammelmengen in der Stadt darf sie laut einer Sprecherin nicht Auskunft erteilen. Was PET angeht, fehle ihr der Überblick wegen der zahlreichen Verkaufsstellen, teilte sie der NRZ mit. Kuhar dürfte das egal sein, das Geld seines großen Coups hat er ausgeben: für einen Ausflug zur Kieler Woche. Dafür hat er sich Freifahrten mit der Bahn im Internet ersteigert. „Ich habe ja nichts zu verschenken“, sagt er. Wo er Recht hat, hat er Recht.