Mülheim.
Der Kunstunterricht der 118 Schülerinnen und Schüler aller achten Klassen der Realschule Stadtmitte findet nicht mehr, wie sonst üblich, im Kunstraum statt. Seit dem Sommer gehen die Jugendlichen in vier Gruppen raus aus der Schule.
Sie besuchen mittwochnachmittags mit ihren Lehrern das Haus Ruhrnatur, die Camera Obscura, das Aquarius Wassermuseum sowie das Ledermuseum, wo Künstler und Museumsleiter schon auf sie warten, um die Museen vorzustellen und intensive Kunstprojekte mit ihnen durchzuführen.
Industralisierung bekannt mit Troostscher Baumwollspinnerei
Da haben die Schüler im Aquarius Regenmacher gebaut, am Haus Ruhrnatur ausgestopfte Tiere in der „freien Wildbahn“ fotografiert, im Ledermuseum kunstvolle Mäppchen für den eigenen Gebrauch genäht. „Natürlich auch die Jungen“, wie die Kulturbeauftragte der Schule, Ingrid Amelung, lächelnd betont. In der Camera Obscura wird den Schülern das Thema „Spinnen“ unter historischen, künstlerischen und handwerklichen Aspekten vermittelt. „Wer weiß schon, dass die Industrialisierung hier bereits Ende des 18. Jahrhunderts in der Troostschen Baumwollspinnerei begann“, erklärt Dr. Jörg Schmitz von der Camera Obscura.
„Es ist einzigartig, dass ein Kultur- und Kunstprojekt nicht nur in einer Klasse, sondern für eine ganze Jahrgangsstufe stattfindet“, sagt Amelung mit dem Zusatz, dass die Schüler im Vorfeld ein Museum ihrer Wahl aussuchen durften.
Ausstellung im Sommer
Die Kulturagentin der Realschule Stadtmitte heißt Nadine Frensch. Sie ist zuständig für drei Schulen des lokalen Netzwerks, die Realschule Stadtmitte, eine Förderschule und eine Gesamtschule in Essen. Diese Gruppe ist wiederum Teil eines bundesweiten Netzwerkes, welches aus insgesamt zehn Netzwerken und 30 Schulen besteht. Nadine Frensch kümmert sich um die Netzwerkarbeit, Koordination, Beratung Finanzierung und Moderation des vier Jahre andauernden Prozesses, Kunst und Kultur im Unterricht der teilnehmenden Schulen nachhaltig zu verankern. „Das bundesweite Netzwerk arbeitet im zweiten Jahr, die Projekte dauern bis zum Sommer an, die Ergebnisse werden in einer Ausstellung am 12. Juli 2013 der Öffentlichkeit präsentiert“, so Schulleiter Gebhard Lürig.
Initiatoren des Modellprogramms, „Kulturagenten für kreative Schulen“, der gemeinnützigen Forum K&B GmbH sind die Kulturstiftung des Bundes und die Stiftung Mercator, die Projekte für bessere Bildungsmöglichkeiten an Schulen und Hochschulen unterstützt. Mehr Informationen unter www.kulturagenten-programm.de.