Mülheim. .
Die Nachricht von den ungewöhnlich hohen Schwermetall-Werten verbreitet sich in der Anwohnerschaft des Hafens am Morgen sehr schnell – und sorgt für Entsetzen. Dabei sind die Bürger dort Kummer gewohnt, auch hohe Belastungen durch Grob- und Feinstäube. „Doch so hoch waren die Nickel-Werte noch nie“, klagt Horst Buchmüller, Sprecher der Bürgerinitiative.
Um bis das 105-Fache liegen sie über dem zulässigen Grenzwert, obwohl Behörden längst das Wort Grenzwert durch Referenz- oder Orientierungswert ersetzt haben. Es hört sich weniger bedrohlich an. Doch die Bewohner fühlen sich bedroht, seit Jahrzehnten schon. Nickel, Blei, erst recht das als gefährlich eingestufte Chrom bereitet ihnen Angst.
An zwei der fünf Messstellen im Umkreis des Hafens hatte das Landesumweltamt jetzt erneut sehr hohe Werte registriert. „Wir wohnen von der Messstelle vielleicht 70 Meter entfernt“, klagt Buchmüller. Der Spielplatz liege noch näher dran. Für ihn und seine Nachbarn ein Skandal, ein Skandal deshalb, weil ihnen von den Behörden Besserung versprochen war.
Sofortmaßnahmen vereinbart
Aus Hauptverursacher hatte die Bezirksregierung bereits vor Jahren die Schrott verarbeitenden Firmen ausfindig gemacht und mit der Firma Jost vertraglich Sofortmaßnahmen und weitergehende Maßnahmen zur dauerhaften Reduzierung der Staubbelastung vereinbart. „Wie man sieht, hat das nichts gebracht“, meinen die Anwohner und fragen sich nicht erst seit gestern: „Wie lange will man uns den Gefährdungen noch aussetzen?“
Auch wenn die Boden- und Pflanzenuntersuchungen keine akute Gefährdung für Menschen vermuten lassen, betont der städtische Amtsarzt Dr. Dieter Weber wiederholt: Die Fein- wie die Grobstaubbelastung muss gesenkt werden. Vergleichbare Messungen andernorts hätten die Risiken durch die Stäube für die Gesundheit belegt, so Weber.
Bei 15 Mikrogramm pro Kubikmeter liegt der Orientierungswert für Nickel, gemessen wurden an der Weseler Straße 51 im Juli 1574,6 und im August 1067 Mikrogramm. Beim Blei erreichen die Werte 462 Mikrogramm, bei 100 liegt der Richtwert. Auch bei Arsen und Cadmium sind Werte erhöht.
Bei der Ursachenforschung
Die Bezirksregierung kann sich den Anstieg nicht erklären. Sie war nicht untätig in den vergangenen zwei Jahren und hatte per Vertrag die Schrott verarbeitende Firma verpflichtet, verstärkt Vorsorge zu treffen, damit sich die staubförmigen Schwermetalle, die beim Umladen, Abkippen und Umwälzen der Schrottberge aufgewirbelt werden, nicht in der Umgebung verbreiten – unter anderem mit Hilfe einer Berieselungsanlage.
Warum die hohen Werte? „Wir sind bei der Ursachenforschung“, sagt Marielle Erb, Sprecherin der Bezirksregierung. Möglicherweise sei die Beregnungsanlage defekt gewesen. Doch hätte dann der Betrieb weitergehen dürfen? Das fragen sich die Bürger. Bis Ende des Monats erwartet die Bezirksregierung eine Stellungnahme des Unternehmers. Danach wird über neue Maßnahmen zum Schutz der Bürger beraten. Möglich sei der Bau einer Halle. Doch das ist noch Zukunftsmusik.
Der Vorsitzende des Umweltausschusses, Hubert Niehoff, hat inzwischen eine klare Meinung: „Es besteht dringender Handlungsbedarf. Die Bude muss dicht gemacht werden.“ Man könne hier nichts mehr verharmlosen und hinausziehen. „Die Behörden müssen nach heutigen wissenschaftlichen Kenntnissen handeln.“