Mülheim. .
Nach kräftigem Wachstum in den vergangenen Jahren hat der Mülheimer Chemikalienhändler Brenntag erstmals einen Dämpfer hinnehmen müssen. Gestern gab der Konzern mit Zentrale neben dem Rhein-Ruhr-Zentrum einen operativen Gewinn bekannt, der unter den Markterwartungen lag. Die Aktie des Unternehmens gab in der Folge kräftig nach, stabilisierte sich aber im Laufe des Tages.
Brenntag hat im dritten Quartal das härtere Konjunkturumfeld in Europa zu spüren bekommen. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte binnen Jahresfrist lediglich um 0,7 % auf 167,8 Mio. Euro zu, wie das Unternehmen am Mittwoch bekannt gab. Damit lag der weltgrößte Chemikalienhändler unter den Schätzungen der Analysten, die 185 Mio. Euro erwartet hatten. Anleger reagierten zunächst heftig, der Kurs fiel rasant um fast 5 Euro, am Ende des Tages stand er aber doch wieder bei einem Wert von 96 Euro (-1,52 %).
Erschwerte Marktbedingungen
Brenntag sprach von erschwerten Marktbedingungen, insbesondere im krisengeplagten Europa sei der Markt schwach gewesen. Brenntag-Chef Steven Holland ist nun weniger optimistisch als noch zuletzt. Er reduzierte seine Ergebniserwartung für das Gesamtjahr auf 705 bis 725 statt 735 Mio. Euro (2011: 660,9 Mio.).
Doch zeigte er sich zufrieden: „Wir sind über die Entwicklung unseres Bruttoergebnisses vom Umsatz im dritten Quartal überaus erfreut, wurde es doch unter weltweit herausfordernden Marktbedingungen erzielt.“ Die nach dem Börsengang 2010 bislang sehr positive Entwicklung des Aktienkurses, der im Oktober für kurze Zeit erstmals die 100-Euro-Marke überschritt, bestätige die Konzernstrategie.
Abkühlende Wirtschaft in Europa
Der Konzern handelt mit Industrie- und Spezialchemikalien und übernimmt Logistik-Aufgaben für Chemiekonzerne. Flaut die Branchenkonjunktur ab, spürt dies Brenntag bei Aufträgen. Die sich abkühlende Wirtschaft insbesondere in Europa hatte zuletzt weltweit die Geschäfte der großen Chemiekonzerne gebremst.
Vom Hauptsitz in Mülheim aus betreibt Brenntag ein weltweites Netzwerk mit mehr als 400 Distributionszentren in 70 Ländern. Brenntag beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und vertreibt über 10.000 Chemieprodukte. In jüngster Zeit war das Unternehmen auch durch Zukäufe kräftig gewachsen. Es schluckte über 100 zumeist kleinere Firmen. (mit rtr)