Mülheim.

Wie ist die Stimmung? Wie sieht die Auftragslage aus, und wie fällt der Blick nach vorn aus? Das aktuelle Konjunktur-Barometer, das jetzt von der Arbeitsgemeinschaft „arbeitgeber ruhr“ auch in zahlreichen Mülheimer Betrieben erstellt wurde, zeigt vor allem eines: das Gesicht des Aufschwungs.

Gefragt nach der Geschäftslage gaben 81 Prozent der Unternehmen ein positives Urteil ab. Und auch bei den Auftragslagen und den Umsätzen bewerten rund 60 Prozent der Betriebe ihre aktuelle Lage als gut oder zumindest als befriedigend. Nur noch ein Sechstel der Unternehmen beklagt schlechte Erträge, jeder dritte Betrieb sieht sich einer guten Ertragslage gegenüber, die Hälfte ist zumindest zufrieden. Fast 60 Prozent rechnen branchenübergreifend mit einer Zunahme beim Personal.

Viele Betriebe sind zuversichtlich

Zuversichtlich, heißt es, stimme die nach wie vor hohe Investitionsbereitschaft der Unternehmen. 62 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Zunahme oder gleichbleibend hohen Investitionen. Lediglich zwölf Prozent der Betriebe gehen von sinkenden Investitionen aus. Auch darin sehen viele nach wie vor Zuversicht.

Dabei war es „noch nie schwieriger, die wirtschaftliche Entwicklung voraus zu sagen“, erklärt der Sprecher der regionalen Wirtschaft der Unternehmerverbandsgruppe, Heinz Lison, die aktuelle Konjunkturumfrage. Das aus seiner Sicht wichtigste Ergebnis der Umfrage: Auch für das zweite Halbjahr zeigen sich die Unternehmen in der Region verhalten optimistisch. 65 Prozent der Befragten rechnen im kommenden halben Jahr mit gleich bleibend guten oder gar besseren Geschäften. „Trotz der leichten Konjunkturabkühlung ist die Wirtschaft weiter auf stabilem Kurs.“

Der Konjunktur-Aufschwung halte an, flache aber ab, so Lison mit Blick auf die Daten vor einem halben Jahr, da fiel der Optimismus noch größer aus. Etwas weniger optimistisch gibt sich dagegen die Metall- und Elektroindustrie, auch wenn hier immerhin 60 Prozent der Betriebe gleichbleibende oder bessere Geschäftserwartungen haben.

Zuwachs bei Arbeits- und Ausbildungsplätzen

Sehr erfreulich zeigt sich die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, mit Zuwächsen bei Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Der Beschäftigungssaldo ist bei den Unternehmen nach wie vor deutlich im Plus. Trotz aller internationaler Unsicherheiten sieht die Unternehmerschaft derzeit keinen Grund zur Schwarzmalerei

„Von einer Rezession sind wir weit entfernt“, bilanziert Heinz Lison. Konjunkturpessimisten würden die hohe Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft verkennen. International seien deutsche Produkte aufgrund ihrer Qualität gefragt wie nie zuvor. „Wir müssen deswegen alles tun, um gerade der industriellen Produktion bei uns den Rücken zu stärken“, fordert Lison.

24 Prozent planen Neueinstellungen

Gleich mit mehreren Problemen muss derzeit die Industrie kämpfen. Der Fachkräftemangel ist dabei das größte. Gegenüber der Herbstbefragung signalisierten noch mehr Unternehmen, dass sie hier große Schwierigkeiten haben oder sehen. Jedes vierte Unternehmen meldet Probleme bei der Stellenbesetzung. Jedes fünfte Unternehmen beklagt den Fachkräftemangel, wobei die Notlage in der Metall- und Elektroindustrie nicht so stark ausgeprägt ist. Kurzarbeit ist derzeit kaum ein Thema, Mehrarbeit schon: 17 Prozent machen davon Gebrauch.

Lison spricht noch ein Problem an: die Energiepreise. „Die Industrieunternehmen brauchen bezahlbaren Strom wie die Luft zum Atmen. International nicht wettbewerbsfähige Energiepreise gefährden unmittelbar Arbeitsplätze in den heimischen Unternehmen“, warnt er mit Blick auf die Energiewende. Politiker dürften nicht den knallharten internationalen Wettbewerb um Produktionskosten verkennen.