Mülheim. Abseits der Hörsäle fehlen dem akademischen Nachwuchs am Hochschulstandort Mülheim noch ansprechende Cafés oder Bars. Gastronomen sowie Club-Besitzer kündigen erste Angebote an. Hoffnung verspricht der neue Campus in Broich. Dort soll mit Bauende 2014 auch ein Studentencafé eröffnen.

Es flammt schon leicht auf, das studentische Leben am Hochschulstandort Mülheim. Vergangenen Freitag sind die Studenten mit einer großen Einstiegsparty im Tequilas Club ins Wintersemester gestartet. „Das war ein voller Erfolg, 700 Leute waren da“, sagt Asta-Vorsitzender Alexander Barth über die inzwischen vierte Semesterstartparty seit Gründung der Hochschule Ruhr West im Jahr 2009.

Kneipenrallye

Eine Woche vor der Party hatte der Asta für die Erstsemester bereits eine Kneipenrallye durch die Innenstadt organisiert. Es sind die ersten vereinzelten Vorzeichen dafür, dass Studenten nicht nur in Mülheim studieren, sondern hier auch leben, ausgehen und feiern könnten.

Doch noch ist Mülheim von einer Studentenstadt weit entfernt. Am Campus Dümptener Straße findet man zwar Bildung, aber kein studentisches Leben. Außer Containern mit Hörsälen und einer Mensa, bietet das Areal genügend Parkplätze und viel Gewerbe im Umfeld. Cafés oder Kneipen sucht man vergebens. Schwer vorstellbar, dass sich dort ein Student nach oder zwischen den Vorlesungen freiwillig aufhalten will.

"Mülheim ist einfach zu alt"

Viele lassen am Ende eines Unitages nicht nur die Container, sondern ganz Mülheim hinter sich: „Ich bin von Oldenburg extra nach Essen gezogen“, sagt Christoph Wiemuth. „In Rüttenscheid gibt es viele Bars mit jungen Menschen, Mülheim ist einfach zu alt“, meint der BWL-Student zu seiner Wohnortwahl. Ein Student, der nicht nur in Mülheim studiert, sondern auch wohnt, ist nicht leicht zu finden.

Juri Fischer ist so ein seltener Neu-Mülheimer. Aus Nordhorn, im Südwesten Niedersachsens ist der 22-Jährige zum Studium nach Saarn gezogen. „Ich habe mir mehrere Wohnungen in Mülheim angesehen, weil ich keine Lust hatte, zu pendeln“, sagt Fischer. Aber: Der neue Mitbürger plant bereits den Umzug: „Meine Freunde wohnen in Düsseldorf oder Dortmund und gehen dort feiern. Hier ist einfach keine Atmosphäre.“

Donnerstag wird Studententag

Für die Atmosphäre könnten Mülheims Gastronomen und Club-Betreiber sorgen. „Nach der Kneipenrallye haben einige Bars und Cafés durchblicken lassen, auch langfristig ein studentisches Angebot einzurichten“, sagt Barth. Bereits reagiert haben die Betreiber der Bar Coco D’or. Ab 8. November ist dort jeden Donnerstag Studentenabend mit studentenfreundlichen Getränkepreisen: Bier (0,2 l) für einen Euro. Explizite Studentenpartys wollen die Betreiber allerdings nicht machen: „Wir wollen uns nicht auf Studenten festlegen, sondern alle junge Menschen mit ins Boot holen“, erklärt Sebastian Tannich, der das Coco D’or und den Club Loft-Gallery betreibt. Die Studenten selbst bemühen sich auch, das gemeinsame Hochschulleben nicht nur auf Lernen und Klausuren zu beschränken. Gerne würde der Asta ein von Studenten betriebenes Asta-Café aufmachen, „Im Moment fehlen uns bei rund 1750 Studenten leider noch die finanziellen Mittel“, sagt Barth.

Mehr als doppelt so viele Studierende und damit auch mehr Asta-Beiträge werden mit dem neuen Campus an der Duisburger Straße erwartet. Ende 2014 soll der Hochschulstandort Broich fertig sein. Dann könnte es mit dem Studentencafé klappen.

Gemütlich lernen im Café Einhorn

Konkurrenz hat es schon: Das Café Einhorn, direkt am Campus, preist schon jetzt seine Vorzüge als möglicher Treff an: Kaffee und Internet-Flatrate, für alle, die plaudern oder gemütlicher lernen wollen, als in der Bibliothek.