Mülheim. .
Namen werden nicht genannt in dem neuen Stück des Theaters Mülheimer Spätlese, aber „Nachtmahl“ ist eindeutig an die griechische Mythologie angelehnt. Der Ort des Geschehens ist die Kneipe „Zur alten Fähre“. Zu fortgeschrittener Stunde lassen die Gäste ihre „Leichen“ aus dem Keller, offenbaren ihre Verfehlungen, Fehlentscheidungen ihres Lebens und schwadronieren über die Gegenwart. „Es ist eine trügerische Gemeinschaft, aber es gibt keine Freundschaft“, erklärt Theaterleiter Eckhard Friedl.
Griechische Mythologie
So käbbelt Göttin Hera sich mit zwei weiteren Göttinnen darum, wer wohl die Schönste sei, und wer den Paris bekommt. Dädalos, in der Mythologie für den Tod seines Neffen Thalos verantwortlich, mordet im Theaterstück im übertragenen Sinne durch Mobbing. Medea, die ihre drei Kinder umgebracht hat, entzieht sie in der heutigen Zeit ihrem Mann. Agamemnon steht für den Karriereristen, der seine Tochter auf dem Altar seines Erfolges opfert. So nimmt sich das 17-köpfige Ensemble in „Nachtmahl“ die Freiheit, ohne Rücksicht auf chronologische Zusammenhänge die griechischen Schicksale auf die Gegenwart zu übertragen. Lebensentscheidungen werden wider alle Vernunft getroffen, es gehe um Weltthemen nach dem Motto: Was machen die da oben mit uns?
„Wir haben den Impuls für die Entwicklung des Stückes aus der Sagenwelt, die Charaktere waren jedoch ohne weiteres auf das aktuelle Leben übertragbar“, erklärt Theaterpädagoge Eckhard Friedl, und erzählt, dass jeder Mitspieler im Frühjahr zur Vorbereitung des Stücks einen Teil des dicken Bandes der griechischen Götter- und Heldensagen durchackern musste.
Ganz griechisch ist die Institution des Sprechchors, der die Akteure dramaturgisch unterstützt, die Geschehnisse begleitet, kommentiert und fragt: Warum lassen wir das zu? Haben wir nichts gelernt? Als aber der Tod irgendwann die Kneipe voller scheinbar todessüchtiger Menschen betritt, entwickelt die Runde erneut Überlebenswillen. Im Anblick des Sensenmannes lädt Agamemnon zum Nachtmahl ein, zu einer großen Feier. Ein Ende mit Augenzwinkern.