Castrop-Rauxel. Petra Knoop sammelt und verkauft Vinylscheiben auf der Obere Münsterstraße. Vor einigen Jahren hat sie ihre Liebe zu den Platten wiedergefunden, die vor 125 Jahren von Emil Berliner erfunden wurden. Seitdem hat sie 7000 Platten angehäuft, aus allen Musikrichtungen. Ihr Favorit aber ist Udo Jürgens.

Aus der Rock-Ola tönt Udo Jürgens. Fast ohne Knarzer. Im Regal stehen Johnny Cash, Eric Clapton, Motörhead, die Beatles; Petra Knoop hat sie fast alle. In ihrer Plattenecke im „Trödelitäten“, dem Laden ihres Mannes auf der Obere Münsterstraße stehen zwischen 6000 und 7000 Schallplatten. In Regalen, in Kisten, auf Plattenspielern. „Ich weiß langsam gar nicht mehr wohin damit“, sagt sie und lacht.

Petra Knoop liebt ihre Vinylscheiben, seit sie sie vor einigen Jahren wieder entdeckt hat. „Wir hatten hier im Laden einige Schallplatten und einen kleinen Plattenspieler rumstehen. Irgendwann habe ich sie dann mal aufgelegt“, erzählt sie. Das Feuer war entfacht. „Ich habe hier nächtelang gesessen, gestöbert, Platten aufgelegt und sie sortiert.“ Seit zweieinhalb Jahren sammelt sie nicht nur, sie verkauft die Platten auch. In der Rock-Ola gibt es alle Klassiker von Udo Jürgens, den mag sie halt besonders. Es hat lange gedauert, bis alle sortiert und beschriftet waren. „Ich vermisse das total, dass man sich beim Ausgehen die Musik selber aussuchen kann“, sagt sie. Die Zeiten, in denen man 50 Pfennig in eine Juke-Box geworfen hat, sind vorbei. Schallplatten hingegen sind auch 125 Jahre nach ihrer Erfindung durch Emil Berliner noch beliebt. 2011 wurden weltweit 700.000 LPs verkauft. „Vinylliebhaber gibt es überall, auch in Castrop-Rauxel.“

Charme eines 70er-Jahre-Plattenladens

„Für uns ist das hier das Paradies“, sagt ein Kunde. Er und seine Frau stöbern schon eine Weile in Petras Plattenecke. Immer wieder ertönt ein „Ah“ und „Oh“, wenn sie zwischen all den Platten, Kisten, Plattenspielern und alten Verstärkern ein besonders begehrtes Exemplar gefunden haben. Mit einer großen Auswahl auf dem Arm geht es zur Kasse. Petra Knoop freut sich, dass sie die beiden glücklich machen konnte. „Es ist so schön zu sehen, wenn Menschen meine Leidenschaft teilen. Es gibt auch viele junge Leute, die den Weg hierher finden.“ Wenn die 50-Jährige in ihrem Reich ist, blüht sie auf und gerät ins Schwärmen: „Wenn man sich mal diese Cover anschaut“, sagt sie und holt eine Platte von den Kinks hervor, „die hatten damals richtig tolle Bilder. Teilweise sind in den Hüllen kleine Bücher mit Texten zur Band und den Liedern.“

Noch immer sitzt sie oft stundenlang in dem kleinen Raum, der nach über zwei Jahren immer mehr den Charme eines 70er-Schallplattenladens angenommen hat. Ihr Wunsch ist es, die vielen Vinylscheiben in nächster Zeit einmal alphabetisch zu sortieren. „Bei so einer Menge weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Und es kommen ja auch immer neue hinzu.“ Das stört sie nicht wirklich. Und während sie von ihren Lieblingen schwärmt, steigt sie immer wieder bei Udo Jürgens ein. Und summt. Und singt.