Mülheim. Die Gründung ihres Kindertagespflege-Nest “Natur-Knirpse“ in Mülheim haben sich zwei Frauen sicher leichter vorgestellt. So haben sie zum Beispiel Probleme, einen kinderfreundlichen Vermieter zu finden. Aufgeben wollen sie aber noch lange nicht.

Einen Namen für ihr Kindertagespflege-Nest haben sie schon: Natur-Knirpse. Das war noch die einfachste Übung, die Frau B. (52) und Frau K. (41) (Namen der Redaktion bekannt) zu meistern hatten auf ihrem bisherigen Weg, in Mülheim ein Betreuungsangebot für Kinder unter drei Jahren einzurichten.

Dabei sieht die Angelegenheit auf den ersten Blick recht einfach aus: In der Stadt mangelt es an Betreungsangeboten für Kinder unter drei Jahren, massiv sogar, und Mülheim muss im nächsten Jahr deutlich mehr Plätze den Eltern zur Verfügung stellen, so ist die Rechtslage. Und dann stehen da zwei Frauen als Existenzgründerinnen auf der Matte und sagen: Hier sind wir, wir würden gerne Kinder betreuen. Ob es klappt?

Passende Immobilie fehlt

Der zweite Blick zeigt all die Probleme. Schon andere Frauen haben geklagt, wie schwierig es ist, all die Hürden, all die Formalitäten zu bewältigen, um Kinder betreuen zu können. Dabei erfüllen auch B. und K. die beruflichen Voraussetzungen: Die 41-Jährige hat eine vollständige Erzieher-Ausbildung und mal Pädagogik studiert, ihre Kollegin hat sich als Tagesmutter qualifizieren lassen.

Abende, Tage, Wochen haben sie an einem Gründungsplan gearbeitet, über Anträge gesessen und Formulare zur Tragfähigkeit ihrer geplanten Einrichtung, zur Rentabilität eines Kindernestes ausgefüllt. Dazu immer wieder Rücksprachen mit Ämtern, Banken. Woran hapert es?

„Wir finden schlicht keine Immobilie für die Betreuung“, sagen sie und berichten davon, was sie schon alles in Sachen Wohnungssuche in Mülheim erlebt haben: „Die Vermieter sind zunächst sehr freundlich gestimmt, aufgeschlossen, preisen ihr Objekt an. Aber sobald sie dann hören, dass wir darin eine Tagesgruppe mit neun Kindern einrichten wollen, ist das Gespräch meist sehr schnell zu Ende“, berichten die beiden Frauen enttäuscht.

Von anderen Stellen ist Ähnliches zu hören: Vermieter lehnten derartige Einrichtungen in ihren Immobilien ab, nicht weil sie kinderfeindlich eingestellt seien, sondern eher weil sie Proteste und Klagen ihrer anderen Mieter befürchteten, heißt es.

Natur als pädagogisches Konzept

„Ich glaube“, sagt K., „dass Vermieter bei Kindern oft gleich an Krach, Dreck und am Ende an eine heruntergekommene Wohnung denken. Das ist nicht so.“ Zumal die Natur-Knirpse auch deshalb so heißen, weil sie einen großen Teil des Tages, und das über das ganze Jahr, viel Zeit draußen verbringen wollen.

Spielen in der Natur, Natur erleben sind zwei Eckpfeiler in dem pädagogischen Konzept der beiden Frauen. Mindestens zweieinhalb Raum, und das mit Garten, benötigen sie für die bis zu neun Kinder, die sie mit einer weiteren Halbtagskraft in der Gruppe von 7.30 bis 14.30 Uhr betreuen möchten. Auch nach einem Haus hätten sie schon geschaut, doch das übersteige dann den finanziellen Rahmen. Und bei klassischen Gewerbeobjekten sei man schlicht gar nicht fündig geworden.

Schlechte Bezahlung 

Ohnehin müssten Tagesmütter knapp kalkulieren, sagen sie. Das Jugendamt bezuschusst die Kindertagespflege-Nester. Wie beim Kindergarten zahlen die Eltern einen Beitrag, der sich nach deren Einkommen und den Betreuungsstunden am Tag errechnet. Pro Kind und pro Stunde kämen sie als Erzieherinnen in dem Job auf etwa 4,50 Euro. Nach wie vor, bedauern nicht nur K. und B., werde Kinderbetreuung im Vergleich zu vielen anderen Berufen nicht gut bezahlt. Die Freude, mit Kindern zu arbeiten, sei der eigentliche Wert.

Wobei für Eltern die Betreuung längst zu einem hohen Kostenfaktor geworden ist: Fällt wegen eines zu hohen Einkommens der städtische Zuschuss weg, zahlen Eltern bei 35 Stunden Betreuung in der Woche für ihr unter dreijähriges Kind am Ende des Monats 770 Euro.

Aufgeben gibt’s nicht. Die Suche geht weiter. Immerhin, so die Existenzgründerinnen, hätten sie schon ein halbes Jahr in die Planungen investiert. Klinkenputzen ist nun angesagt: bei der Stadt, bei den Parteien, bei den Kirchen. „Wir wollen loslegen – sobald wir Räume haben.“