Mülheim. Der Tag des offenen Denkmals 2012 stand unter dem Motto „Holz“. Im Klooster Saarn zeigten Tischler bei Restaurationsarbeiten wie Bilderrahmen früher geschreinert wurden.
Seine Worte gehen in dem lauten Hämmern vollkommen unter. Lothar Schaff will den Besuchern im Kloster Saarn eigentlich gerade erklären, wie er die Tischplatte des alten Damensekretärs vor sich restaurieren will. Doch die Stimme des Tischlermeisters hat gegen Kai und Leonard gerade keine Chance.
Die beiden Jungen hämmern einen Nagel in einen Bilderrahmen, einen Holznagel, wohlgemerkt. Denn um das Material „Holz“ drehte sich alles beim Tag des offenen Denkmals am gestrigen Sonntag.
Rahmen mit Zapfen und Schlitzen
Der sechsjährige Kai weiß zwar noch nicht, welches Bild in seinen Rahmen kommt, aber wie viel Arbeit in dem kleinen Holzstück steckt. „Wir bauen die Holzrahmen so, wie sie vorwiegend im 18. und 19. Jahrhundert geschreinert wurden“, sagt Lothar Schaffs Sohn Benjamin. Die Rahmen bestehen aus vier kleinen Holzlatten. An deren Enden ist jeweils ein „Zapfen“ oder „Schlitz“ zum Ineinanderstecken. Damit der Rahmen stabil ist, werden die Ecken mit Holznägel fixiert. Der Tischler hat für die Kinder die Holznägel mit einem Stecheisen in Form gebracht.
Unter seiner Aufsicht dürfen Kai und sein Freund Leonard dann die Löcher bohren und die in Leim getunkten Nägel hineinhämmern. „Früher hat man den Holznagel in Knochenleim getunkt, wir nehmen aber herkömmlichen Weißleim“, sagt der 23-jährige Tischlersohn aus dem Familienbetrieb.
Originalität des Denkmals soll erhalten bleiben
Bei der Restauration muss oft mit vollkommen veralteten Handwerktechniken gearbeitet werden, damit die Originalität des Denkmals möglichst erhalten bleibt. „Auch wenn man es heute im Beruf nicht mehr braucht, sollte man das einmal gemacht haben, allein um mal zu sehen, wie viel Zeit die Leute früher für die Arbeiten benötigt haben.“ Und das kann ganz schön viel sein: Mehr als 100 Arbeitsstunden, so schätzt Andreas Schaff, bräuchte er, um die kleine Tischplatte des Damensekretärs so zu restaurieren, dass der ursprüngliche Zustand möglichst beibehalten bleibt. „Das kann keiner bezahlen“, sagt der 37-jährige Tischler.
Die knapp ein Meter lange und 70 Zentimeter breite Tischplatte hat eine Schellack-Oberfläche, teilweise sind Blätter vom Furnier abgesplittert. Für die Restauration greift der Tischler als erstes zum Alkohol. Mit Spiritus wird die Fläche gereinigt, anschließend die fehlenden Furnierstücke mit Leim angeklebt, wenn nötig, wird die Platte noch vorsichtig abgeschliffen.
Arbeit nur zum Vorführen
Und dann kommt die wirklich zeitfressende Arbeit: 40 bis 60 neue Schellackschichten müsste Schaff auftragen, damit die Poren der Tischplatte wirklich geschlossen sind und das Möbelstück im Originalzustand restauriert ist. „Das mache ich hier nur zum Vorführen, heute würde man die Tischplatte grundieren, damit man auch wirklich eine nutzbare Fläche hat“, sagt Schaff.
Nicht nur zu Vorführzwecken liegt ein Chorgestühl aus der Klosterkirche auf einem Tisch im Kreuzgang des Klosters. Lothar Schaff wird den Doppelsitz restaurieren, und zwar so, „dass man von außen noch sieht, wie die Zeit daran genagt hat“, sagt der Tischlermeister. Das Möbelstück ist irgendwann im Laufe der Zeit feucht geworden, die Unterseite ist verfault.
2000 Euro Kosten für das Material
Damit möglichst viel von der alten Substanz erhalten bleibt, wird Schaff den verfaulten Bereich reinigen und mit einer Harzmasse verfestigen. Rund 30 bis 35 Stunden wird Schaff an der Restauration des Chorgestühls arbeiten, schätzt er. Knapp 2000 Euro werde das Ganze mit Material kosten. „Restauration am Denkmal ist oft nur bezahlbar, wenn man Kompromisse macht“, sagt Schaff, der bereits im Mülheimer Rathaus Fenster restauriert hat. „Viele Restaurationen sind nötig, weil das Möbel schlichtweg durch Reinigungsarbeiten beschädigt ist“, sagt der 59-Jährige.
Mängel erhalten
Manchmal stehe der Restaurator vor der Herausforderung, dass er Schäden am Holz erhalten muss. „Es gibt Mängel, die wir nicht verändern dürfen, weil sie zur Geschichte des Möbels gehören, wenn zum Beispiel bei der Herstellung bereits falsches Spachtelmaterial genommen wurde.“