Mülheim. .
Wie fühlt man sich, wenn man durch die wohl älteste Tür in Mülheim schreitet? Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 9. September, ab 11 Uhr darf man das erhabene Gefühl im Gemäuer von Schloß Broich in aller Ruhe auskosten. Besagte Tür befindet sich dort, und ebenso der rund 450 Jahre alte Deckenbalken im Rittersaal, Türbalken alter Mülheimer Bauernhäuser und vieles Historisches mehr.
Hereinspaziert zum Tag des offenen Denkmals könnte man auch sagen, der sich an acht verschiedenen Orten in der Stadt diesmal mit einem besonderen Werkstoff auseinandersetzt: dem Holz. Angesichts heutiger Baustoffe mit angeblich sagenhaften Dämmqualitäten scheint es ein wenig aus der Mode gekommen zu sein – also beinah schon wieder Avantgarde. „Holz lebt“, beschreibt Melanie Rimpel von der unteren Denkmalbehörde der Stadt, neben der Schönheit auch die besondere Eigenschaft des wiederentdeckten Materials.
Holzbau heute
Ein eindrucksvoller Beweis für die Innovationskraft des Holzes ist die Turmkonstruktion des Glockenturms der Fliedner-Stiftung an der Lintorfer Straße. Ohne Holz wäre die „Leichtbauweise“ mit schalldämpfenden Eigenschaften kaum umsetzbar gewesen. Ab 14 Uhr beginnt eine kostenfreie Führung durch die Konstruktion. Bei schlechtem Wetter ist ein Schirm oder regendichte Kleidung empfehlenswert.
Nicht weniger eindrucksvoll erscheint die Holz-Dachkonstruktion der Alten Dreherei am Schloß Broich, zumal sie in Deutschland einzigartig ist. Am Sonntag öffnet sie um 11 Uhr, Führungen beginnen um 11.30 und 13.30 Uhr. Geradezu einzigartig ist auch das ehrenamtliche Engagement des Trägervereins, der sich nicht nur um die Beschaffung der finanziellen Mittel bemüht, sondern auch mit eigenem körperlichen Einsatz dabei ist. „Regelmäßig werden wir von einem internationalen Baucamp unterstützt“, sagt der Vereinsvorsitzende Prof. Hans Ahlbrecht. Meist junge Menschen helfen dort für ein paar Wochen mit beim Wiederaufbau.
Von der Dreherei ist es nur ein kurzer Weg zur Camera Obscura. Das Museum zur Vorgeschichte des Films ist von 10 Uhr an geöffnet und bietet ab 12 Uhr Einblicke in die Architekturfotografie, die ganz jungen Besucher können bei einer Malaktion Architekten spielen. Fotografie spielt ebenfalls im Tersteegenhaus an der Teinerstraße 1 eine Rolle: Von 14 bis 17 Uhr zeigt Künstler und Fotograf Lubo Laco Kindern und Jugendlichen, wie man fotografiert. Anschließend gehen sie mit der Kamera im Tersteegenhaus auf Spurensuche nach Holz. Um 17 Uhr werden die Ergebnisse ausgestellt. Natürlich kann das Haus selbst bereits ab 10 Uhr besucht werden. Um 11 Uhr beginnt eine Führung.
Zum Mitmachen
Wer richtig einsteigen will in die Welt des Holzes und des Denkmalschutzes, sollte ab 12.30 Uhr im Kloster Saarn vorbeischauen. Bis 17.30 Uhr zeigt Lothar Schaff, wie man Fachwerk und Fenster denkmalgerecht wieder herstellt, wie man die Tischplatte eines alten Sekretärs und Profile mit alten Hobeln bearbeitet. Doch es wird nicht nur gezeigt, „man kann sogar mitmachen“, verspricht Schaff, erwachsene aber auch junge Gäste lernen, wie man etwa Holznägel und vieles mehr herstellt.
Vom Dachstuhl bis zum Kirchenschiff und Glockenstuhl – in der Kirche von St. Theresia von Avila (Karl-Frost-Straße) ist dies alles aus kunstvoll gearbeitetem Holz. Leider zeugen am Tag des offenen Denkmals von der Schönheit nur Fotos, die eigentlichen Kunstwerke können nicht besichtigt werden. Immerhin darf man einen Blick auf die Orgelempore sowie ein Tragwerk riskieren, zudem auf Hochaltar, Kruzifixe und Marienfiguren. Eine Führung durch „Zeichen religiösen Lebens einer Bergarbeitersiedlung“ beginnt um 12 Uhr.