Mülheim.

Ein großer Wurm ringelt sich langsam um den Daumen. Peter Keil hält seine Hand ganz still. „Igitt, ein Regenwurm“, schreit ein vorbeilaufendes Mädchen und geht schnell weiter. Nein, kein Regenwurm, eine Blindschleiche. „Die habe ich ja schon seit 20 Jahren nicht mehr gesehen“, sagt Gerhard Baumann und kommt näher. Er trägt zwei Tüten in der Hand, ist am Samstag eigentlich zum Einkaufen in die Innenstadt gekommen, doch der Stand der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet auf dem Umweltmarkt lockt ihn an.

Erfahrungen mit der Natur sollen die Mülheimer Bürger auf dem 22. Umweltmarkt machen. Und sie sollen bei den 50 Ausstellern erfahren, was sie persönlich zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen können. Behörden, Versorger und Verbraucherorganisationen informieren in der Innenstadt, wie man erneuerbare Energien am eigenen Haus sinnvoll einsetzen, Energie einsparen oder mit einem ausrangierten Laptop Kindern in der ganzen Welt helfen kann.

Ralf Hamm steht am Stand des Hilfsprojektes „Labdoo“ und versucht, das Vertrauen der Mülheimer zu gewinnen. Schließlich sammelt das internationale Projekt ausgemusterte Laptops, um sie an Bildungsprojekte in der ganzen Welt zu geben. „Labdoo“ ist in mehr als 58 Ländern aktiv und unterstützt weltweit Kinder an 49 Schulen und Projekten. Seit Januar gibt es mit Hamm und einem kleinen Unterstützerteam nun auch eine Anlaufstelle in Mülheim.

In mehr als Sprachen

Die Ehrenamtlichen sammeln gebrauchte Laptops, befreien sie von allen alten Daten und spielen Lernsoftware für Kinder und Jugendliche auf. „Zuerst lösche ich alle Daten. Ich sehe nicht, was auf dem Laptop drauf ist“, versichert Hamm. Er bietet den Spendern sogar an, dabei zu sein, während er eine CD einlegt und die alten Daten dreimal überschreibt. Die Spiele und Lernprogramme, die das Team in mehr als 100 Sprachen auf die Laptops spielen kann, sind für verschiedene Altersgruppen konzipiert. „Es reicht von der Vorschule bis zur Oberstufe, von Chemie bis Geografie“, sagt Hamm. Freiwillige übernehmen dann die CO2-neutralen Transporte und nehmen nicht mehr funktionierende Geräte aus dem Ausland wieder zur gesicherten Entsorgung nach Europa mit zurück. „Jedes Jahr werden mehr als 140 Millionen Laptops weltweit ausgemustert und durch neue ersetzt“, sagt Hamm. Das allein würde reichen, um jedes Kind in Afrika mit einem Laptop auszustatten. „In Mülheim liegen etwa 5000 bis 7000 Laptops unbenutzt herum“, schätzt er. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann sich im Internet unter www.labdoo.org/de informieren oder direkt an Ralf Hamm unter 593515 wenden.

Verständnis für Umweltschutz"

„Wir als Stadt brauchen Bürger, die Verständnis haben und sich für Umweltschutz interessieren“, appelliert Umweltdezernent Peter Vermeulen. Gemeinsam mit RWE hat Vermeulen neun Mülheimer Projekte mit dem „RWE Klimaschutzpreis“ und einem Preisgeld von 5000 Euro ausgezeichnet.

Besonders gefallen haben der Jury die Idee der Pestalozzi-Schule, die ihren vorher verwilderten Schulgarten erneuert haben und das Natur- und Gestaltungsprojekt der Gesamtschule Saarn, das eine Verbindung des Schulhofes mit den umgebenen grünen Flächen erlebbar machen will. Beide Projekte erhielten je 1500 Euro. Die Blindschleichen erhielten übrigens am Abend wieder ihre Freiheit zurück. Das hatte das Team der Biologischen Station versprochen.