Duisburg. Ausgediente Laptops gehören nicht zwingend auf den Elektroschrott, denn gerade in Entwicklungsländern können sie noch von Nutzen sein. Die Organisation Labdoo sammelt solche Laptops und verteilt sie an Schulen in aller Welt. Nun engagiert sich ein Mülheimer unter anderem in Duisburg für die Helfer.

Der Laptop von Herrmann Friedhoff, ein acht Jahre alter Toshiba, ist inzwischen in Paraguay angekommen. Der Hüttenheimer hat den Weg seines IT-Oldies über die Webseite von Labdoo verfolgt. Labdoo sammelt ausgemusterte Laptops und verteilt sie an Schulen und Bildungseinrichtungen in aller Welt. Das ganze funktioniert kostenlos und klimaneutral.

Kostenlos, weil sich ausschließlich Ehrenamtliche um die Verteilung der gespendeten Laptops kümmern. Klimaneutral, weil die Geräte nicht extra versandt werden, sondern auf ohnehin fahrende Transporter aufgeladen werden - so wie die Laptops, die Anfang Dezember mit dem Lkw der Bosnienhilfe von Heribert Hölz auf Reisen gehen.

Viele Laptops verschwinden in der Schublade

Eine gute Idee, die Ralf Hamm auf Anhieb überzeugte. So sehr, dass sich der Frührentner seit Anfang des Jahres als ehrenamtlicher Helfer engagiert. Der Mann aus dem benachbarten Mülheim investiert viele Stunden, um im Rhein-Ruhr-Raum ausgemusterte Laptops einzusammeln, er führt bei Bedarf kleine Reparaturen aus und organisiert anschließend den Versand der ausgedienten Geräte.

Vor kurzem hat er bei Hermann Friedhoff an der Ungelsheimer Straße zwei Laptops abgeholt. Friedhoff hatte über ein Linux-Forum von Labdoo erfahren. Er sah sich den Internet-Auftritt an, beurteilte das Ganze als seriös und setzte sich mit Ralf Hamm in Verbindung. „Anstatt die Laptops zu verschrotten, können die Teile doch noch einen sinnvollen Zweck erfüllen“, so Friedhoff. „Ich bin mein Gerät los und die Kinder können es gebrauchen. Und alle freuen sich.“

Friedhoff überredete sogar noch Enkelin Leonie, ihren Laptop ebenfalls zu spenden. Als Ausgleich spendiert der Opa ein neues Netbook.

Völlig ausreichend für den Unterricht

Computer-Freaks stempeln acht oder zehn Jahre alte Laptops als Dinosaurier ein. „Aber um damit im Unterricht zu lernen, sind die Geräte völlig ausreichend“, weiß Ralf Hamm. Der freiwillige Helfer, der 30 Jahre lang in der IT-Branche gearbeitet hat und einen durch und durch seriösen Eindruck macht, holt alle Geräte ab, die zumindest mit einem Pentium-IV-Prozessor ausgestattet sind, also ab Baujahr 2000. Bevor die Laptops verschickt werden, spielt er Ubuntu, das kostenlose Linux-Betriebssystem, auf, sowie Lernsoftware für Vorschulkinder.

Ralf Hamm ist davon überzeugt, dass allein in Duisburger Haushalten und Büros 10- bis 20.000 alte Laptops nutzlos herumliegen. „Anders als PCs nehmen Laptops nicht viel Platz ein. Deshalb lassen viele Leute die Geräte in irgendeiner Schublade verschwinden und denken nicht mehr daran“.

Sorge, dass persönliche Daten weitergegeben werden, müssen die Spender nicht haben. „Entweder lädt der Nutzer sich auf der Seite vom Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik (BSI) kostenlos ein Programm zum Daten löschen herunter oder ich erledige das“.

Die Laptops von Hermann Friedhoff hat ein Air-Berlin-Mitarbeiter mit nach Paraguay genommen. Zwölf weitere Geräte werden demnächst im Container einer Familie, die nach Paraguay auswandert, verschifft.

Kontakte zu„Ingenieuren ohne Grenzen“

Hamm ist via Internet bestens vernetzt. So pflegt er Kontakte zu den „Ingenieuren ohne Grenzen“ an der Uni Aachen, die auf ihrem Gebiet ähnlich arbeiten wie die bekannteren Ärzte ohne Grenzen. Eine Duisburger Studentin aus dem Iran, die Hamm über das Netzwerk Xing ausfindig gemacht hat, nimmt Laptops mit, wenn sie nach Hause zu ihrer Familie fliegt.

Die Geräte gehen in erster Linie an Schulen, manchmal an Behinderteneinrichtungen oder Krankenhäuser. Die Ehrenamtlichen von Labdoo versuchen, sich von der Gemeinnützigkeit der Einrichtungen zu überzeugen. „Natürlich können wir nicht nach Namibia oder sonst wo hinfahren, um uns eine Behindertwerkstatt anzugucken. Aber wir versuchen es über den Status als eingetragener Verein, über Fotos und per Internet zu überprüfen“, so Hamm.

Übrigens kann er durchaus auch Laptops mit kleinen Schönheitsfehler, Macken und möglicherweise defekten Tasten verwerten. „Und selbst wenn das Teil nicht mehr funktioniert, kann man immer noch die Festplatte oder eine externe Tastatur verwenden“.