Mülheim. Ein 66-Jähriger Rentner aus Mülheim-Holthausen ist der nächste Kläger gegen die Commerzbank. Er verlor fast 20.000 Euro, die er aufgrund eines Beratungsgesprächs in eine Anlage der Bank investiert hatte. Die Bank hingegen weist die Vorwürfe zurück und behauptet, dass der Rentner verlangt hätte, in die Anlage zu investieren.

Wieder sorgt ein Finanzgeschäft der Commerzbank für Aufregung. Als Opfer fühlt sich diesmal ein 66-jähriger Rentner aus Holthausen, der ein kleines Vermögen verlor, das er für seine Alterssicherung benötigte. Von seiner Anlage über 20.000 Euro blieb ihm nach eigenen Angaben der mickrige Betrag von gerade mal noch 860 Euro übrig. „Das wollte und konnte ich mir nicht bieten lassen. Mir war eine höchst sichere, gewinnträchtige Anlage versprochen worden.“ Der Mann aus Holthausen klagte – und gewann. Doch sein Geld hat er damit noch längst nicht.

Die Commerzbank stand zuletzt zwei Mal in Mülheim in der Kritik: Sie hatte unter anderem vermögenden älteren Kunden Schiffs- und Immobilienfonds mit Laufzeiten verkauft, deren Ende die Senioren kaum erleben können. In beiden Fällen lautete die Kritik: schlecht beraten, vorbei an den Bedürfnissen des Lebens. Die Bank sah das anders. In die gleiche Kerbe schlägt der Rentner. „Ich erhielt den Anruf eines Bankmitarbeiters, der sich als mein neuer Betreuer vorstellte und meinte, wir müssten uns unbedingt treffen.“ Er kam dann auch. Für den Mülheimer ein fatales Treffen im Herbst 2010.

Leider kein Einzelfall

Es ging, wie er berichtet, dann nicht um ein informelles Gespräch zum Kennenlernen, sondern um die Anlage von 20.000 Euro extra, die bei der Bank lagen. Man habe unter anderen auch über australische Anleihen gesprochen. „Der Berater lobte dann sehr überzeugend die Griechenland-Anleihen, versprach mir eine Verzinsung von 6,5 Prozent und stellte das Geschäft, auch im Vergleich, als unschlagbar gut dar.“

Dazu erhielt der Rentner eine Informationsbroschüre. Keine Angst bei Griechenland? „Nein“, sagt er, „mein Berater hatte mir erklärt, dass der Internationale Währungsfonds alles absichere und das alles völlig sicher sei.“ Da habe er dann zugriffen. Ein Beratungsprotokoll hat er nie bekommen.

Statt dessen musste der Holthausener verfolgen, wie der Kurs seiner Anleihe immer tiefer rutschte. Am Ende, nach anderthalb Jahren, blieb kaum noch etwas übrig. Sein Anwalt Andre Thalmann klagte vor dem Landgericht Duisburg auf Rückabwicklung. Doch im Gericht, so Thalmann, habe die Commerzbank den Fall quasi auf den Kopf gestellt: Nicht die Bank sei auf den Rentner zugegangen, sondern der Rentner auf die Bank und habe diese Anleihe gefordert. „Die haben sogar behauptet, mein Klient hätte sich die Informations-Papiere für die Griechenland-Anleihe selbst ausgedruckt.“ Der Anwalt weiß aus Kollegenkreisen: „Dies ist leider kein Einzelfall.“

Bank geht in Berufung

Gegenüber der WAZ machte die Commerzbank zu dem Fall keine Angaben. Es sei ein schwebendes Verfahren, und man gehe in die Berufung, so Thomas Schwarz, Sprecher der Commerzbank. Grundsätzlich hatte die Commerzbank mehrfach betont, dass sie in Kundengesprächen höchsten Wert auf eine kompetente und faire Beratung lege. Der Rentner aus Holthausen hat davon nichts gespürt. Er denkt sogar daran, Strafanzeige zu erstatten.

Der Richter folgte der Argumentation der Bank nicht und sah einen klaren Beratungsfehler darin, dass dem Kunden nicht ausreichend dargelegt worden sei, mit welchen Risiken, bis hin zum Totalverlust, diese Anleihen behaftet seien. Die Kammer war zudem davon überzeugt, dass dem Kunden sogar zugesichert worden sei, dass die Anlagen zu 100 Prozent sicher seinen. Sie verurteilte die Commerzbank, an den Kläger 20.000 Euro nebst Zinsen zu zahlen. Die Bank geht in die nächste Instanz.