Mülheim. .

Briefmarken kann man im Alten Postamt an der Kleiststraße schon lange nicht mehr erstehen - dafür aber drei Kleidungsstücke, die ungefähr so teuer wie zwei Briefmarken sind. „Drei Teile für einen Euro“ steht an einem kleinen Wühltisch, der draußen vor dem Geschäft aufgebaut ist. Und auch das Tagesangebot ist nicht zu verachten: 20 Prozent auf alle Röcke. Da lohnt sich das Stöbern.

Den Second-Hand-Laden gibt es bereits seit 1998, er wird vom Diakoniewerk Arbeit & Kultur geführt. „Wir hatten früher in mehreren Stadtteilen kleine Läden mit Second-Hand-Ware. Jetzt konzentriert sich der Gebrauchtwarenverkauf eher in der Innenstadt, an unseren Standorten an der Georg- und der Sandstraße.

Der Laden hier in der Heimaterde ist aber bestehen geblieben, weil das ein guter Standort ist und der Betrieb sich rentiert“, erklärt Michael Farrenberg, Betriebsleiter des Diakoniewerkes. Womöglich liegt das auch am benachbarten Edeka-Markt, in dem viele Kunden ein- und aus gehen.

Geblümte Sommerbluse

Die vielen Stammkunden - wie beispielsweise Ulrike Mayer und ihre Schwester - sorgen für genug Umsatz. „Wir gehen regelmäßig drüben in der Bäckerei Kaffee trinken und gucken danach immer hier rein. Oft nehmen wir dann auch etwas mit“, berichten sie. Heute landen eine hübsche geblümte Sommerbluse und praktische Gesundheitsschlappen in der Einkaufstasche.

Genutzt wird das Alte Postamt nicht nur von Menschen mit kleinem Geldbeutel. „Die Kundschaft ist durchaus gemischt. Das Gute ist, dass unser Personal viele Kunden persönlich kennt und das Sortiment auch danach ausrichtet“, so Farrenberg. Drei Mitarbeiterinnen schmeißen den Laden - in Wechselschicht. „Bei uns geht es schon zu wie bei Tante Emma. Wir halten oft ein Schwätzchen mit unseren Kunden“, erzählt Verkäuferin Rosi Witthaus.

Besonders gut gehe die Damenoberbekleidung - darunter viele Markensachen, aber auch Hausrat und Bücher aus zweiter Hand seien gefragt. Neben Herrenoberbekleidung in großer Auswahl, bietet das Team Kinderkleider, Schuhe, Spiele, Taschen oder auch Schmuck an.

Verhandeln ist erlaubt 

„Ich komme oft her und finde immer ‘was. Die Verkäuferinnen hier sind sehr freundlich und beraten einen gut. Sie zeigen einem auch mal ausgefallene Artikel“, findet Kundin Hannelore Paßen. Und die Preise sind gut. „Hochwertige Ware gibt es oft zu einem Drittel des Neupreises, mancher Artikel kostet aber auch noch viel weniger“, so Rosi Witthaus. Ein T-Shirt ergattern könne man schon für einen Euro, eine Hose für drei Euro. Und: Es darf auch noch gehandelt werden.

Regelmäßig bringen Bürger aus dem Stadtteil auch gut erhaltene Kleidung vorbei. „Hat meine Frau aussortiert, gute Sachen. Nehmen Sie die?“, fragt ein Mann, der mit zwei Plastiktüten vorbeischaut. Man tut es. Das Gros der Ware stammt aber aus der Zentrale in Stadtmitte, wo unter anderem der Inhalt von 225 Kleidercontainern des Diakoniewerkes angeliefert wird.

Mit dem Second-Hand-Laden willl das Diakonierwerk nicht nur preisgünstig Kleidung anbieten, es bringt auch Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit. Zum Beispiel Menschen wie Rosi Witthaus, die wegen Kindererziehung und Arbeitslosigkeit lange raus war und über einen Ein-Euro-Job beim Diakonierwerk schließlich zum Alten Postamt fand. Hier gibt es übrigens etwas, was es offiziell gar nicht mehr gibt - Sommerschlussverkauf. „50 % Prozent auf alle Sommersachen“ steht auf den Plakaten im Schaufenster.