Mülheim. .
Nach langer Diskussion wurde es am Ende ganz einfach: Auf eine schlichte „Knopfklingel“, sagt Marc Peters, Abteilungsleiter beim Mülheimer Wohnungsbau (MWB), einigten sich die Mitarbeiter der Wohnungsgenossenschaft schließlich mit den Vertretern des Denkmalschutzes. Es war nicht die einzige Kleinigkeit, die dazu führte, dass die Planungen über zwei Jahre in Anspruch nahmen. Fassaden, Fenster, Haustüren, Briefkästen, Sockelleisten – jedes Detail musste abgesprochen und genehmigt werden. Seit März ist die Sanierung der denkmalgeschützten Saliersiedlung nun in vollem Gange – und nicht nur die Planungen, auch die Maßname ist groß. Zwei Jahre Bauzeit und rund 6 Mio. € hat MWB dafür kalkuliert.
Zwischen 1926 und 1929 wurde die Broicher Siedlung errichtet. Während der Weltwirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg musste schnell Wohnraum her: „Dringlichkeitswohnungen“ nannte man das damals, Marc Peters, der die MWB-Abteilung Wohnen und Bauen leitet, spricht auch von „Behelfswohnungen“. Architekt Arthur Brocke entwarf sie. 109 Häuser sind es mit heute rund 200 geförderten Wohnungen und 11.422 m² Wohnfläche. Laut Peters ist das die „größte Wirtschaftseinheit der MWB. Das ist eine Macht.“
Denkmalschutz seit 1988
Und diese Macht ist in die Jahre gekommen. Seit 1988 steht die Siedlung unter Denkmalschutz, 1991 übernahm MWB sie vom Weißen Ring. Seitdem wurden die Dächer modernisiert und sonst nicht viel gemacht. Man sieht es der Fassade an: Risse und abgeblätterter Putz sind dort zu sehen. Hinzu kommen Fenster aus Holz sowie Haustüren mit Briefschlitzen. Beim heutigen energetischen Standard mögen das Undinge sein, doch für den Denkmalschutz ist beides Teil der erhaltenswerten Geschichte. „Wir arbeiten sehr gut mit den Denkmalbehörden zusammen“, betont Marc Peters. Dennoch waren die Lösungen für die einzelnen Mängel teils langwierig. Die Risse in der Fassade beispielsweise liegen in der historischen Bauweise begründet. „Wir haben an der Kirchstraße eine über 100 Meter lange Fassade mit einer Putzfläche ohne Fugen“, erläutert Claus Höhne. Der Architekt ist bei der MWB für die technische Betreuung zuständig und weiß, dass diese fehlenden Fugen gleichermaßen erhaltenswertes Merkmal der Siedlung und Grund für die Risse sind: „Hier war früher eine Sumpfwiese, da ist Bewegung drin.“
Also werden die Risse nun freigekratzt, teils abgestemmt und neu mit einem Gewebe aufgebaut, „damit der Putz elastischer ist“. Da war der Denkmalschutz unnachgiebig. Einen Kompromiss fand man hingegen bei den Fenstern: Die sind künftig aus Kunststoff, aber dennoch zweiflügelig und mit Sprossen, um den alten Anblick zu erhalten. Außerdem gibt es in der Saliersiedlung künftig Außenbriefkästen. Auch die wurden mit der Denkmalpflege abgestimmt. Kostenpunkt nur die Kästen: über 50.000 €.
Kooperation mit TU Dortmund
Unterstützt wird MWB bei dieser Mammutmaßnahme von der Technischen Universität Dortmund. Das dortige Institut für Stadtbaukunst recherchierte etwa die Geschichte der Siedlung, machte Vorschläge zur Gestaltung und wird am Ende eine Dokumentation erstellen. Aktuell ist das MWB-Team auch im Gespräch mit der Stadt. Im Zuge der Maßnahme, die neben der Sanierung von Fassade, Fenstern und Haustüren auch die Modernisierung von 131 Bädern umfasst, soll auch das Außengelände neu, aber historisch gestaltet werden.
90 bis 100 m² sind die Wohnungen in der Saliersiedlung groß – und laut Peters „voll vermietet“. Aktuell benötigen Mieter, die bei MWB Mitglieder heißen, einen Wohnberechtigungsschein. Doch nicht nur deshalb, betont der Abteilungsleiter, werde man nicht die kompletten 11 %, die möglich sind, auf die Mieter umlegen. Von „moderaten Mieterhöhungen nach dem Mietspiegel“ spricht Marc Peters und gibt als grobe Richtlinie eine Erhöhung von 5 € auf circa 5,30 € pro m² an.
Die ersten Häuser sollen in der kommenden Woche fertig werden. Dann werden die nächsten eingerüstet. An der Kirchstraße kann man das Endergebnis bereits erahnen. Komplett fertig wird die gesamte Siedlung aber erst im kommenden Jahr sein.