Mülheim. .

Die Griechen blicken in diesen Tagen etwas wehmütig nach London. Acht Jahre nach den Olympischen Spielen in ihrer Heimat bestimmen die Finanzprobleme die Schlagzeilen.

Haralambos Simeonidis aus Mülheim ist ein sportbegeisterter junger Mann. Der Jura-Student spielt Fußball beim TuSpo Saarn und hat es vorher auch schon bei der technisch anspruchsvollen Hallenvariante Futsal probiert. Für Olympia interessiert sich der 23-Jährige, der in Mülheim geboren ist und einen deutschen sowie einen griechischen Pass besitzt, aber nur am Rande. „Klar gucke ich mir schon einiges im Fernsehen an, aber ich fiebere nicht so mit, wie es wahrscheinlich viele andere tun“, sagt er.

Die Daumen kann er, geht’s nach den Medaillenchancen, ohnehin fast nur den Deutschen drücken. 2008 in Peking ging sein Heimatland mit nur vier Medaillen nach Hause. Eine goldene war nicht dabei. In der britischen Hauptstadt konnte das griechische Olympiateam bislang erst einmal Edelmetall ergattern. Im Judo gab es Bronze.

Begeisterung für Athen größer

Dass die Olympischen Spiele in der Antike durch eine Idee seiner griechischen Vorfahren entstanden ist, weiß der Hobbyfußballer natürlich, aber ob es für ihn als Griechen etwas Besonderes darstellt? „Natürlich kann man da stolz drauf sein. Aber in der heutigen Zeit ist alles viel moderner geworden, so dass es keinen Unterschied macht, wer es ursprünglich einmal erfunden hat“, findet er. Schließlich hätten die englischen Fußballer auch keinen Wettbewerbsvorteil, weil England sich als „Mutterland des Fußballs“ bezeichnet.

Vor acht Jahren sah die Sache noch ganz anders aus. Damals schaute die Welt nach Griechenland. Nicht nur, weil die Fußballer sensationell Europameister wurden, sondern auch weil die Hellenen sich als tolle Gastgeber der Sommerspiele präsentierten. „Damals haben viele aus meiner Familie noch mit einem ganz anderen Stolz zugeguckt. Einige Bekannte waren sogar selbst in Athen“, erinnert sich Simeonidis.

kaum Bezug zu Olympia

Auch Georgios Papoutsoglou findet heute keinen besonderen Stolz mehr. „Das Besondere ist nur, dass wir Griechen diesmal fast gar keine Medaille mehr gewinnen“, sagt er und lacht schallend. Papoutsoglou ist Vereinswirt des Wassersportvereins und hat es daher täglich vor allem mit Ruderern zu tun. Sein Bruder leitet an der Kämpchenstraße das Lokal „Amfipolis“. Der Grieche freute sich zwar über die Goldmedaille des Deutschland-Achters, bekam diesen Erfolg aber erst später richtig mit. „In der Gaststätte haben wir keinen Fernseher“, erzählt er. Ohnehin bekommt er von den Olympischen Spielen nicht mehr allzu viel mit. „Ich denke, ich bin mittlerweile zu alt dafür. Da sind doch nur noch ganz junge Leute dabei.“ Zu ihnen fehlt ihm anscheinend der Bezug.

An den Sommer 2004 hat der 65-Jährige auch noch lebhafte Erinnerungen. „Damals hat fast die ganze Welt nach Griechenland geschaut und sich an unserem Volk erfreut. Heute gucken auch alle nach Griechenland, aber nur noch wegen der Schulden.“