Mülheim.

Mülheim liegt landesweit auf dem zweiten Platz, was den Altersdurchschnitt betrifft. Knapp über 30 Prozent der Bevölkerung sind über 60 Jahre alt. Was nun aber nicht heißt, dass ein Drittel aller Mülheimer nun mit Stützstrümpfen im Fernseh-Sessel sitzt.

Angebote für Senioren gibt’s ausreichend. „Aber es ist eigenartig“, sagt Helmut Storm, „denn viele Angebote sind nicht bekannt – quer durch die Bank von der Bücherei bis zur Selbsthilfegruppe“, erläutert der Vorsitzende des Seniorenbeirates. Dem Alter kann Paul Heidrich vom Seniorenbeirat eine positive Seite abgewinnen. „Und einem Großteil der Älteren geht es auch wirtschaftlich gut.“ Da könne man „mit dem Leben noch richtig etwas anfangen“. Überhaupt sei die ältere Generation heute „viel engagierter und fitter“.

Heinz Lison, Jahrgang 1943, Unternehmer und u.a. Sprecher der regionalen und Mülheimer Wirtschaft, würde es wohl nicht im Traum einfallen, sich zur Ruhe zu setzen. Umtriebig und drahtig wie eh und je ist der Mann unterwegs. Auf die Frage, welche Ehrenämter und Posten er hat, sagt Lison „’ne Menge“ und zählt auf. Mit einer Hand kommt man da nicht aus. Ich erwische ihn telefonisch auf dem Flugplatz, wo er für die Westdeutsche Luftwerbung (WDL) unterwegs ist. In Aufsichtsräten und Kuratorien ist Lison vertreten, engagiert sich für Mülheims Bürger- und Bildungsstiftungen sowie im Förderverein der Hochschule.

Kreativität und Erfahrung

„Alter ist etwas Relatives“, sagt Heinz Lison. „Es gibt Leute, die sind mit 50 alt und andere, die mit 70 noch jung sind.“ Es komme auf die Dynamik an, mit der man sein Leben gestalte. Die reifere Generation bringe Kreativität und Erfahrung mit. Wichtige Dinge, die zunehmend mehr Unternehmen erkennen würden, indem sie Mitarbeiter über die Altersgrenze hinweg mit Beraterverträgen beschäftigten, „um die gut aufgebauten Netzwerke zu nutzen“. Ob er noch genug Freizeit hat? „Natürlich! Ich spiele leidenschaftlich gern Golf.“

Wenn auch nicht jeder solch ein Tausendsassa wie Heinz Lison ist, gibt es in Mülheim viele, die intensiv für die gute Sache unterwegs sind. Wie Wilhelm Knabe, Jahrgang 1923, Mitbegründer der Grünen, der sich als Forstwissenschaftler u.a. für den Wald einsetzt, ist bis ins hohe Alter politisch aktiv.

Oder Brigitte Block, die ehrenamtlich u.a. ihre Erfahrung als Leih-Oma und für eine Senioren-Zeitung anbietet. Mit über 80 ist Heinz Schmitz die gute Seele des Schachvereines Mülheim-Nord, der von der ersten Bundesliga angefangen in allen Klassen vertreten ist. Der Verein fördert junge Talente, aber auch die Frauen und den Senioren-Schach. Es gibt Partnerschaften mit Schulen und es kam sogar schon mal zur Beteiligung an einer Ausstellung im Kunstmuseum.

Der Stadt stets treu geblieben

Und da ist noch eine, die eine Lanze für Mülheims reife Generation bricht. Änne Oriwol schreibt in einem vierseitigen Leserbrief: „Es liegt doch so viel Positives im familiären und gesellschaftlichen Bereichen der Stadt darin.“ Senioren, die hier geboren wurden, hier gearbeitet und gewirkt hätten, seien der Stadt bis ins hohe Alter treu geblieben.

„Die Ruheständler tragen auch zum wirtschaftlichen Aufschwung bei.“ Nicht zu vergessen: „die vielen Ehrenamtlichen, die sich liebenswert und uneigennützig in Familien, bei der Stadt, in den Kirchen, beim Roten Kreuz, bei den Wohlfahrtsverbänden, in Krankenhäusern und Altenheimen, in Kindergärten und Sportvereinen einsetzen“. Damit ist wohl alles gesagt.