Mülheim. .

Kühles, nasses Sommerwetter... Im zweiten Halbjahr 2011 hat es der Unternehmensgruppe Tengelmann den Umsatz verhagelt. Und als Geschäftsführer Karl Erivan Haub am Donnerstag aus den Fenstern der Mülheimer Konzernzentrale schaute, wurde er wieder mit trüben Aussichten konfrontiert. Was die allgemeine Lage des Familienunternehmens angeht, gab er sich allerdings tatkräftig und optimistisch.

So ein Blitzlichtgewitter wie bei der gestrigen Bilanz-Pressekonferenz mit Haub im Mittelpunkt sieht man sehr selten in Mülheim. Das Familienunternehmen, zu dem u.a. die großen Zweige Kaiser’s Tengelmann, KiK, OBI und Tengelmann E-Commerce zählen, ist eine Größe, weit über die Stadt hinaus.

"Weiterhin frei von Bankschulden"

Tengelmann steht nach Abschluss seines 145. Geschäftsjahres mit über 83.400 Beschäftigen und 4256 Filialen in insgesamt 15 europäischen Ländern imposant da und konnte seinen Umsatz um 2,4 % auf 10,78 Mrd Euro steigern. Weil das erste Halbjahr, so Haub, über die Erwartungen gut war.

Für 2012, um dies vorweg zu nehmen, rechnet er mit weiteren Umsatzzuwächsen („über Gewinne sprechen wir nicht“). Und das, obwohl die „Verunsicherung der Verbraucher durch die Staatsschuldenkrise“ den Konzern noch schmerzhaft begleiten wird. Für das alteingesessene Familienunternehmen selber versichert Haub jedoch: „Wir sind weiterhin frei von Bankschulden, abgesehen von den Immobilien, müssen uns also keine Sorge machen im Hinblick auf die Zinsentwicklung.“

KiK soll attraktiver werden

Sorgenkind sind und bleiben allerdings die insgesamt 513 Kaiser’s Tengelmann-Filialen, deren Bruttoumsatz erneut zurückging, vor allem wegen weiterer Schließungen in der Region Rhein-Main-Neckar. Schwerpunkt bleibe hier nach wie vor die „Zukunftssicherung“ des Unternehmens. Die entsprechende Vereinbarung mit der Gewerkschaft Verdi hat gerade die Hälfte ihrer dreijährigen Laufzeit erreicht.

Der Textildiscounter KiK, der in den letzten Jahren wegen Dumpinglöhnen in der Kritik stand, hatte 2011 mit dem Ausbleiben saisontypischen Wetters besonders zu kämpfen: kühler Sommer, warmer Winter, „dramatisch“, so Haub. Es habe extreme Waren-Überhänge gegeben. Dennoch konnte KiK seinen Umsatz um 1,7 % steigern. Künftig wolle man sich verstärkt wieder in Richtung der Innenstädte orientieren, sagt der Konzernchef. Und die Läden sollen attraktiver werden.

Immobiliensparte soll sichere Einnahmen bringen

Für den gesamten Handel gilt: Bedarf an zusätzlichen Läden sieht Haub nicht. Im Gegenteil: „Bereinigungen“ hält der Tengelmann-Geschäftsführer für unabdingbar. „Wir haben einen deutlichen Überhang an Verkaufsflächen, und im Internet kommen ständig welche hinzu. Die sieht man nur nicht sofort.“

Tengelmann ist selber seit nunmehr elf Jahren im Bereich „E-Commerce“ aktiv, beginnend mit dem 2001 eröffneten Plus Online Shop. Mit der Beteiligungsgesellschaft Tengelmann Ventures GmbH ist man derzeit an mehr als 20 Start-ups beteiligt. „Wir werden in diesen Bereich aber vorsichtig, vernünftig investieren“, verspricht Haub, „ohne große Millionen zu versenken.“

Der Absicherung des Familienunternehmens dienen soll auch die mit der TREI Real Estate gerade neu aufgestellte Immobiliensparte, die insgesamt 375 Handelsimmobilien verwaltet, vor allem Fachmarktzen­tren und Lebensmittelmärkte. Zu vier Fünftel seien sie fremdvermietet. „Sichere Einnahmen“, meint Karl-Erivan Haub.