Mülheim. .
Dicke Fischköpfe hat der Einzelhändler Theodor Menzen in seinem Büro an der Wand hängen, seine Kredithaie, wie er scherzt. Die Realität dahinter ist jedoch bitter: Unter jedem Kopf hängt eine offene Rechnung. Geld, das er nicht bekommen hat. Der dickste Hai ist mit Abstand „Easypay“, jener Kartenabrechnungsdienst, der ihn eigentlich vor Verlust schützen sollte. Der Kreditkartendienst aus Augsburg ging in die Insolvenz, und Theodor Menzen mit seinem Baumarkt in Saarn ist einer von 177 betroffenen Einzelhändlern in Deutschland, die kein Geld bekommen. Für den Saarner sind es Außenstände von 32.700,16 Euro. Für ihn ist das unfassbar.
Easypay ist ein Kartenzahlsystem, das sich an den Kassen von Einzelhändlern befindet. Die EC-Karten der Kunden werden durchgezogen, die Kunden unterschreiben. Der Händler trat die Forderung an Easypay ab, der Kartenabrechnungsdienst holte sich das Geld der Kunden von deren Konten und überwies es mit einer Verzögerung von etwa einer Woche dem Händler. Dafür nahm Easypay eine Gebühr, gleichzeitig war der Händler aber auch versichert, falls es auf dem Konto des Kunden mal kein Geld gab. Jahrelang funktionierte das System, bis zum Dezember letzten Jahres.
Wohin ist das Geld geflossen?
„Es blieben die Überweisungen aus. Wochenlang“, berichtet Menzen. In einem Schreiben teilte die Geschäftsführung von Easypay ihm schließlich mit, dass es erhebliche Zahlungsausfälle durch Kunden gebe. Sollte heißen: Die Kunden haben eingekauft, hatten aber kein Geld auf dem Konto. Dies bezweifelt nicht nur Menzen stark. „Nur in ganz wenigen Fällen gebe es solche Ausfälle durch Kunden“, sagt der Saarner Händler und spricht von einer Größenordnung um ein Prozent. Das Geld der Kunden, ist er überzeugt, ist geflossen. Nur wohin? Im gleichen Schreiben teilt Easypay mit, dass man das Unternehmen verkaufen wolle, um Forderungen zügig begleichen zu können. Interessenten gebe es. Eine Woche später meldet Easypay Insolvenz an. Zuständiges Amtsgericht ist Augsburg.
Inzwischen liegt ein Schreiben vor, in dem Gläubiger gegenüber der Geschäftsführung ein ganzes Bündel an Vorwürfen erheben. Unter anderem: „Insolvenzverschleppung seit Jahren“. Bei der Staatsanwaltschaft hat Menzen eine entsprechende Anzeige durch seinen Anwalt eingereicht.
Ob er von seinem Geld etwas wiedersieht? Er ist skeptisch. Ihn wirft der Verlust nicht aus der Bahn. Manchen anderen Händler schon. Inzwischen hat Menzen ein neues Bezahlsystem an der Kasse installiert, weil immer mehr Kunden selbst kleinste Beträge mit Karte zahlen. Kaum einer habe noch Bargeld in der Tasche, meint Menzen und bedauert dies ein wenig: „Bares ist immer noch das Beste und Sicherste.“