Mülheim. .

(Kunst-)Blut, Schweiß und Tränen – leidenschaftlich möchte man Theater erleben. Auch die Akteure des Jungen Theaters an der Ruhr lieferten Dienstagabend bei der Premiere von „Ein Labyrinth“ eine tolle schauspielerische Leistung ab, ohne groß auf optische Effekthascherei zu setzen.

Das frei nach Michael Endes „Der Spiegel im Spiegel – Ein Labyrinth“ konzipierte Stück drehte sich um das Individuum. Blut gab’s keins, Tränen auch nicht, dafür aber Schweiß – und zwar nicht nur bei den jungen Darstellern.

Dicht gedrängt in den Sitzreihen, ohne Lüftung, dafür bei stickiger Hitze schickte man die Besucher in den vom Platzangebot begrenzten Zuschauerraum seiner Probebühne. Eine Handvoll Gäste saß später gar auf dem einzigen Gang, der zum Ausgang führte. Ein unangenehmer Zustand, der die Erstaufführung trübte.

Gute Inszenierung

Laut Veranstalter waren es inklusive zweier Techniker und zweier Theaterpädagogen 56 Menschen, für 53 Personen sei die Bühne mit Sitzen ausgestattet. Die Gäste ergaben sich jedenfalls dem Schicksal und sahen eine gute Inszenierung.

Im Dunkeln beginnt das Stück mit den Takten eines Metronoms. Wie Regentropfen plätschert es vor sich hin, ehe eine Frau im Anzug die anderen Darstellerinnen auf ihrem Rücken in den Raum trägt und dort fallen lässt. Kurz blitzt das Sonnenlicht auf, da sie über den Balkon des Theaters ins Geschehen tritt. Die Strahlen treffen auf die an den Seiten aufgestellten Spiegel.

Schattenspielereien mit den Zehen

Die regungslosen Figuren erwachen peu à peu und erledigen teils komische Aufgaben. Die eine schreibt um sich herum mit Kreide etwas auf den Boden, die andere erzählt davon, dass sie ihr Zimmer gerne dunkelweiß streicht und mit ihren Zehen gerne Schattenspielereien an der Wand macht.

Die Anzugträgerin beginnt irgendwann aus dem Grundgesetz zu rezitieren, was ihre vier unangepassten Schützlinge teils mit höhnischem Gelächter, teils mit papageienartigem Nachsprechen quittieren. Sie, die Angepasste, korrigiert stets die Körper-, Kopf- und Gliederhaltung der vier Individuen – bis ein Schnitt kommt.

Dem Publikum einen Spiegel vorgehalten

Die Fünf imitieren ein Theaterspiel, reißen die Anzugträgerin aus ihrer Uniformität. Später tritt ein Mann ein. Er erscheint wie ein Zirkusdirektor mit seinem Anzug, Zylinder und den schwarzen Stiefeln. Er trägt einen Spiegel, positioniert ihn so, dass er dem Publikum vorgehalten wird.

Am Ende richtet eines der Mädchen ihr Spiegelbild mit einer Pistole. War das die Sackgasse des Labyrinths oder das Lösen vom leidvollen Blick in den Spiegel?