Mülheim.. Das Junge Theater an der Ruhr macht in „Dossier: Ronald Akkerman“ die Begegnung zwischen dem Toten und der Lebenden mit intensiver Körpersprache zu einem tief greifenden Beziehungsspiel mit zwölf Akteuren.

Ein ebenfalls sehr junges Publikum erlebte jetzt im arg beengten Probesaal des Theaters eine ausverkaufte Premiere.

Im Frühling 1994 stirbt Ronald Akkerman an den Folgen von Aids. Er verlässt diese Welt und damit auch die junge Krankenschwester Judith, die ihn zuletzt hingebungsvoll pflegte. Ihre Zuneigung zu ihrem Patienten versteckte sie jedoch hinter ihrer Professionalität. Doch dann ist der Verstorbene auf einmal wieder da und will über alles sprechen…

Nicht Aids, sondern die Beziehung steht im Vordergrund

Das Stück beruht auf einem Text der niederländischen Autorin Suzanne van Lohuizen, die diesen für eine Stiftung für Aidskranke schrieb. Wie jedoch Theaterpädagoge Bernhard Deutsch vor der Aufführung betonte, habe man kein Aids-Stück machen wollen, sondern vielmehr sei die Beziehung der beiden jungen Menschen zentrales Thema der Inszenierung.

Aus einem ungeordneten Haufen Zellophan auf der Bühne schlüpfen junge Mädchen in Bettdressing, die genauso wie die jungen Männer in ihren Schlafanzügen zu zwei gemeinsamen Figuren verschmelzen, denen das Ensemble Körper und Stimme verleiht. Ein junger Mann hat Aids und Angst um sein Leben, eine junge Krankenschwester pflegt ihn.

Ein Ringkampf der Gefühle

„Wie geht es uns denn heute“, wird als routinierter Schwesterngruß im Hirn des Patienten zur Endlosschleife und das „Schlimmste“ ist für ihn „das Lächeln“ Judiths, die keinem sagen darf, dass sie einen Aids-Patienten betreut. Erst nach seinem Tod kann Ronald mit Judith über alles sprechen. Dabei wird der Dialog zwischen dem Entseelten und seiner Pflegerin zu einem Ringkampf der Gefühle.

Die Schauspieler agieren zwischen gewichtiger Theatralik und cooler Lässigkeit. Mit heftiger Körpersprache wird das Elend des tödlich Erkrankten für das Publikum zur allgegenwärtigen Betroffenheit. Die Begegnung zwischen Ronald und Judith wird dabei nicht als subtiles Sprachspiel in Szene gesetzt, sondern sie wird zum theatralischen Kraftakt der schnell wechselnden Menschenbilder. Viel Beifall für eine Inszenierung, die ein sensibles Thema mit großer schauspielerischer Offenheit behandelt.