Mülheim. . Noch steht nicht fest, ob die Straßenbahnlinie 104 zwischen Hauptfriedhof und Flughafen, stillgelegt wird. Ein Teil der Strecke wird bereits mit Bussen bedient, doch noch besteht die Konzession zum Betrieb der Straßenbahnstrecke. Düsseldorf kann also eine baldige Instandsetzung fordern. Eine Streckensanierung würde teuer werden.

Im Ringen zwischen der Stadt und der Bezirksregierung um Stilllegung oder Erhalt der Straßenbahnstrecke zwischen Hauptfriedhof und Flughafen (Linie 104) ist noch keine Entscheidung gefallen. Die Stadt hat die MVG laut deren Geschäftsführer Klaus-Peter Wandelenus aufgefordert, einen entsprechenden Antrag auf Entbindung von der Betriebspflicht erst zu stellen, wenn ein Nahverkehrsplan das künftige ÖPNV-Angebot in Mülheim umfassend definiert. Das wird in diesem Jahr nicht mehr der Fall sein.

Ihre Absicht, die Strecke gemäß politischem Beschluss dauerhaft stillzulegen, wenn dies nicht durch eine Rückforderung von Fördermitteln in seiner Wirtschaftlichkeit konterkariert wird, hat die MVG der Bezirksregierung zwar angezeigt. Ebenso wurde aber auch ein Antrag auf Betriebsgenehmigung einer Buslinie für die Strecke nur angekündigt. Der Flughafen-Ast der Straßenbahn 104 ist wegen Sicherheitsmängeln seit April stillgelegt. So wird die Strecke ohnehin schon, qua Vertragssituation aber „nur vorübergehend“ mit Bussen bedient.

Bedeutet: So lange die Konzession zum Betrieb der Straßenbahn-Strecke existiert, kann Düsseldorf eine baldige Instandsetzung fordern. Nicht zu klären war gestern, ob sie sich mit einer späteren Antragstellung für eine Aufhebung der Konzession zufrieden geben wird. Der zuständige Dezernent, der Mülheim längst den Kampf um den Erhalt der Straßenbahn-Infrastruktur angekündigt hat, weilt derzeit im Urlaub.

Die Aufsichtsbehörde hatte der MVG bereits einen Zeitplan zur unverzüglichen Streckensanierung abverlangt. Sie würde laut MVG kurzfristig eine Investition von 0,6 Mio. Euro nötig machen. Eine komplette Erneuerung würde gar 11 Mio Euro verschlingen. Unklar ist, ob die Bezirksregierung den Schienenersatzverkehr auf der Strecke noch bis ins Jahr 2014 dulden wird – oder ob sie in Kürze die Instandsetzung der Schienenanlage anordnet. Wie berichtet, ist die Bezirksregierung gewillt, möglicherweise eine höchst politische Entscheidung pro Schiene zu treffen.

Diskussionsgrundlage soll bis Jahresende vorliegen

Die Stadt hofft, sich über die Zeit retten, in Düsseldorf mit einem Nahverkehrsplan punkten zu können. Dass der Politik bis Jahresende zumindest eine Diskussionsgrundlage für einen Nahverkehrsplan vorgelegt werden soll, hat die CDU in den Verhandlungen mit der SPD für die bereits politisch verabschiedeten Eckpunkte zur ÖPNV-Zukunft durchgedrückt.

„Es macht Sinn, mit Anträgen so lange zu warten, bis klar ist, was für uns als Auftrag im Nahverkehrsplan hinterlegt ist“, sagt MVG-Chef Wandelenus. So liefere ein solcher Plan auch Argumente zur Wirtschaftlichkeit. Die wird Mülheim brauchen, um die Konzession für eine neue Buslinie zum Flughafen zu bekommen.

CDU-Fraktionschef Wolfgang Michels, auch Aufsichtsratsvorsitzender der MVG, hat klare Vorstellungen davon, was der bis Ende des Jahres im Entwurf von der Verwaltung vorzulegende Nahverkehrsplan an Inhalten bieten soll. Bedarfe und Potenziale für den ÖPNV seien stärker auszuarbeiten, auch die Philosophie der bisherigen Angebotsplanung stellt Michels zur Disposition.

Um ein bedarfsgerechtetes ÖPNV-Netz spannen zu können, erwartet der CDU-Fraktionschef eine entsprechende Datentiefe der Analyse. Vorhandene Daten, etwa aus der Haushaltsbefragung vor zwei Jahren, seien „mal vernünftig zu durchleuchten“. Das habe die Fachverwaltung seit zwei Jahren versäumt. So habe sie bislang nicht umfassend und mit Blick aufs gesamte Stadtgebiet aufgezeigt, welche Potenziale an wo ausgeschöpft sind oder eben nicht. Im Mülheimer Süden. Im Gewerbegebiet am Hafen. Am neuen Hochschulstandort in Broich. Dort etwa sei eine pauschale Taktverdichtung der 901 wohl nicht zweckmäßig. Aber wann fahren Studenten mit der Bahn? Auch hier: Michels fordert solide Prognosen. Noch so eine Frage, die unbeantwortet im Raum steht: Wo kannibalisieren sich Bus- und Straßenbahnlinien?

Von dem Entwurf eines Nahverkehrsplanes verspricht sich Michels auch Ansatzpunkte für Diskussion grundlegender Art. Etwa dieser: Ist es sachgerecht, in der Angebotsplanung weiter auf die Philosophie zu setzen, von A nach B möglichst ohne Umstieg gelangen zu können? Oder könnte es Sinn machen, die schnellste Verbindung zur obersten Maxime zu erklären? Kämen ältere, mobilitätseingeschränkte Bürger damit zurecht . . . ?