Mülheim.

Der Saal ist zu klein. Wer hätte das gedacht! Die Türen müssen geöffnet, weitere Stühle herangeschleppt werden. Es kommen immer noch welche. Andrang im Gemeindezentrum der Pauluskirche. Einer testet noch kurz die Mikrofone. Klappt. Also kann es losgehen. Das trockene Thema: Bebauungsplan W 11. Doch dahinter steckt eine Menge Zukunft. Es geht um die Erweiterung des Max-Planck-Institutes.

Nach München könnte Mülheim in zwei, drei Jahren der bedeutendste Standort der Max-Planck-Gesellschaft in Deutschland sein, die Nummer eins sogar in der chemischen Forschung. Eine der zentralen Fragen der Zukunft sollen die Wissenschaftler im künftigen Institut für chemische Energieumwandlung auf dem Kahlenberg lösen: Wie kommen wir besser, schonender, sicherer an die Energie von morgen?

45 Millionen sollen investiert werden

45 Millionen Euro will die Gesellschaft investieren, jährlich einen Etat an die 40 Millionen umsetzen, rund etwa 100 weitere Arbeitsplätze schaffen. Die Wirtschaftsförderer schwärmen: „Ein unglaublicher Gewinn für die Stadt.“ In der Anwohnerschaft hört sich das anders an.

„Wir sind hierher gezogen, weil wir uns bewusst für die hochwertige Lage entschieden haben. Doch bleibt sie das?“ fragt Dirk Anders, ein Anwohner und listet viele Fragen auf, hinter denen Zweifel wie Sorgen sich verbergen. Wie viel Verkehr kommt noch hinzu, wie viele Lkw-Anfahrten? Wo sollen all die Mitarbeiter parken, wenn eines Tages unterm Strich an die 600 Beschäftigte in den beiden Max-Planck-Instituten arbeiten werden?

Es herrscht Parkdruck

Schon jetzt herrsche Parkdruck. Andere sorgen sich wegen möglicher Immissionen: Was wird in die Luft gepustet? Und sei nicht schon jetzt das Brummen der Zu- und Abluft an den Instituten eine Geräuschbelästigung jenseits des Zumutbaren? Und würde nicht ein weiterer Bau mit drei Etagen und 13 Metern Höhe sich auch auf die Frischluftzufuhr im Viertel auswirken? „Viele wollen das hier nicht haben“, sagt schließlich ein Bewohner des Kahlenbergs. Beifall.

Doch eines stellen einige Bürger auch klar: Sie seien weder Nörgler noch Verhinderer, erst recht nicht gegen Forschung. Doch müsse hier gebaut werden. Einige zählen Alternativen auf: Bismarckstraße, Zeppelinstraße. Viele nicken. Doch Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier winkt ab: Aus vielen Gründe nicht machbar. Gerade die Nähe der beiden Forschungseinrichtungen, wo jeder vom anderen profitiere, spreche ja für diesen Standort, wie die Hochschuldichte in der Umgebung. Viele Städte hätten gerne den Zuschlag für diese Zukunftsschmiede erhalten.

Eigene Fläche reicht nicht aus

8100 Quadratmeter Nutzfläche braucht das neue Institut, das quasi eine Erweiterung und Umwandlung des bisherigen Institutes für Bioanorganische Chemie ist. Die eigene Fläche reicht dazu nicht aus. Für die Erweiterung werden zwei Varianten diskutiert: Bei der einen bleiben alle Häuser stehen wie bisher, für den Erweiterungsbau müssten Teile der Stiftstraße genutzt werden, die Straße folglich neu gestaltet werden.

Im anderen Fall sieht der Plan eine Block-Rand-Bebauung vor in der Verlängerung der Stiftstraße. Konsequenz wäre: Das Grundstück des Hauses Kluse 55 müsste aufgekauft und vom MPI als Baufläche genutzt werden. Jürgen Liebich vom Bau- und Planungsdezernat hält die zweite Variante für die wahrscheinlichere, betont aber auch: „Wir benötigen für das Viertel ein neues Verkehrskonzept und der Parkplatz des Institutes müsse so hergerichtet werden, dass er auch genutzt werde.

"Wir spalten hier Wasser"

Planer Liebich wie auch Prof. Robert Schlögl, Direktor des künftigen Institutes, versuchen den Bürgern die Sorgen zu nehmen, vor allem auch jene, dass so etwas wie ein kleines Gewerbegebiet entstehen könnte: „Das Einzige, was wir hier produzieren ist Wissen.“ Gefahrentransporte werde es nicht geben, und auch nicht den großen Lkw-Verkehr, erst recht keine gefährlichen Immissionen. „Wir spalten hier Wasser“, betont Schlögl. Heißt: harmlos. Und was das Parken angeht, sagt Liebig: „Wenn an der Stelle ein Mehrfamilienhaus gebaut würde, was jederzeit ohne Probleme möglich wäre, wäre die Parknot größer.

Schnee und Eis verstehen

Chemielaborant Bernd Mienert vom Max-Planck-Institut und die Auszubildenen Gerrit Messmer und Lisanne Schaller machen mit den Kindern Experimente zum Thema
Chemielaborant Bernd Mienert vom Max-Planck-Institut und die Auszubildenen Gerrit Messmer und Lisanne Schaller machen mit den Kindern Experimente zum Thema "Eis und Schnee"Bild: Stephan Glagla / WAZ FotoPool © Stephan Glagla / WAZ FotoPool
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Chemielaborant Bernd Mienert vom Max-Planck-Institut und die Auszubildenen Gerrit Messmer und Lisanne Schaller machen mit den Kindern Experimente zum Thema "Eis und Schnee"Bild: Stephan Glagla / WAZ FotoPool © Stephan Glagla / WAZ FotoPool
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Chemielaborant Bernd Mienert vom Max-Planck-Institut und die Auszubildenen Gerrit Messmer und Lisanne Schaller machen mit den Kindern Experimente zum Thema "Eis und Schnee"Bild: Stephan Glagla / WAZ FotoPool © Stephan Glagla / WAZ FotoPool
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