Mülheim. .
Der 11.11.2011: Als „Max-Planck-Tag“ begingen ihn viele Institute, so auch das Mülheimer Max-Planck-Institut (MPI) für Bioanorganische Chemie. Hier gab es eine dreistündige Sonderführung des Physikers und Sprechers Dr. Werner Klotzbücher mit allerlei interessanten Details. Historischen, aber auch hochaktuellen. Etwa über . . .
. . . die Max-Planck-Gesellschaft: Sie wurde 1911, also vor jubiläumsreifen hundert Jahren, als Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften gegründet. Und heißt seit 1948 Max-Planck-Gesellschaft (MPG). Damals wie heute gilt: Ihre Forscher bewegen sich in Grundlagenfeldern, die es so an den Universitäten nicht gibt. Derzeit bestehen 80 Institute und Einrichtungen der MPG deutschlandweit, zwei in Mülheim.
. . . Max Planck: Der Physik-Nobelpreisträger aus dem Jahre 1918 (geboren 1858, gestorben 1947) komponierte
als Student mal eine Operette: „Die Liebe im Walde“. Sie ging verloren, als Plancks Berliner Haus 1944 durch Bomben zerstört wurde.
. . . das Mülheimer MPI für Bioanorganische Chemie: Bei den Doktoranden bilden Frauen die Mehrheit, eine Direktorin gibt es jedoch nicht. 14 Prozent der Beschäftigten sind Auszubildende in verschiedenen Berufen, im Vorjahr gingen rund 600 Bewerbungen für 17 Stellen ein. „Obwohl kein einziger übernommen wird“, so Dr. Klotzbücher. Alle etwa 160 Mitarbeiter gemeinsam arbeiten an brennenden globalen Fragen, etwa neuen Formen der Energiegewinnung und -speicherung. Dabei nimmt die Erzeugung von Wasserstoff breiten Raum ein. Klotzbücher sagt: „Die Solarenergie ist unsere einzige Chance. Wir haben genug davon für 60 Erden.“
. . . die technische Ausstattung am Kahlenberg: Hier steht einer der leistungsfähigsten Rechner in Mülheim, dessen Festplatte mit 67 216 Gigabyte ausgestattet ist, während der Arbeitsspeicher über 2368 Gigabyte verfügt. In den Labors kann mit Hilfe flüssigen Heliums eine Temperatur von minus 269 Grad Celsius erreicht werden. Mit Hilfe des Lastenaufzugs, der 2500 Kilogramm trägt, wurde einem Direktor schon mal aus Jux ein Auto vor die Bürotür gehievt.
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die Zukunftsvision, ein Institut für chemische Energieumwandlung: Es könnte das bisherige Institut für Bioanorganische Chemie ersetzen, erweitern. Der Plan: Auf dem Kahlenberg soll der „Chemie-Campus“ vergrößert werden, mit zwei geräumigen Neubauten, eigener Kindertagesstätte und Gästehaus, 100 zusätzlichen Mitarbeitern.
Bereits seit 1. Oktober 2011 fungiert Prof. Dr. Robert Schlögl (bislang: Berlin) als kommissarischer Leiter, er soll den Aufbau des Institutes für chemische Energieumwandlung vorantreiben. Bei der MPG rechnet man mit einem Investitionsvolumen in Mülheim von rund 50 Mio Euro. Ein Grundstück im Bereich Stiftstraße, Höhenweg, Kluse gibt es schon, sogar Architektenentwürfe. Doch das Ganze steht und fällt mit Landeszuschüssen, über die noch nicht entschieden wurde. „Es ist“, so Klotzbücher, „noch nicht in trockenen Tüchern.“ Auch andere Bundesländer hätten so ein zukunftsweisendes Institut gerne, die Chancen für Mülheim schätzt der Forscher „auf 80 Prozent“.