Mülheim. Nachbarn befürchten, dass sie durch die Erweiterung des MPI erheblich an Wohnqualität verlieren.
Blickt Klaus-Dieter Mehler von seiner Terrasse, dann schaut er auf einen gepflegten Garten, Sträucher, Bäume, ein schmales Wohnhaus, erst in einiger Entfernung stehen noch weitere Wohnhäuser, etwa weiter weg liegt ein Parkplatz. Viele gute Gründe für Mehler, sich vor 14 Jahren eine Eigentumswohnung an der Stiftstraße zu kaufen.
„Wenn die Max-Planck-Gesellschaft ihre Planung in der Form umsetzt, dass ein Teil des neuen Institut für chemische Energieumwandlung auf und diesseits der Stiftstraße errichtet, dann ist es mit der Wohnqualität hier vorbei. Dann schauen wir von hier aus unmittelbar auf ein mehrgeschossiges Gebäude und sind dann von allen Seiten quasi eingeschlossen.“
Das sähen auch die anderen Bewohner der Wohnanlage, die direkt gegenüber dem heutigen Institut für Bioanorganische Chemie steht, so. Sie befürchten zudem mehr Verkehr und Geräuschbelästigungen durch große Lüftungsanlagen, die für Laboratorien nun einmal vorgeschrieben seien.
"Wir wollen keine zukunftsträchtige Forschung verhindern."
Mehler, der selbst über 40 Jahre beim benachbarten Max-Planck-Institut für Kohlenforschung gearbeitet hat, ist kein Eiferer. „Wir wollen keine zukunftsträchtige Forschung verhindern. Sie ist notwendig. Wir verstehen auch, dass das geplante Institut für die Stadt ein bedeutsames Projekt ist.“ Doch man müsse halt auch die Auswirkungen auf die Anwohner berücksichtigen.
Werner Klotzbücher vom Institut für Bioanorganische Chemie kennt die Einwendungen. „Mehr Verkehr? Hier kommt tagsüber vielleicht mal eine Anlieferung pro Stunde. Und was die Lüftung abgeht, sind die heutigen Anlagen sozusagen geräuschlos.“ Was das Gelände jenseits der Stiftstraße betrifft, kann er Mehler oder auch Dirk Anders, der sich erst kürzlich ein Haus gekauft hat und es saniert, keine Hoffnung machen: „Wir benötigen diese zusätzliche Fläche.“ Der freie Platz auf dem derzeitigen Forschungsgelände reiche allein nicht aus.
Gründung eines neuen Instituts ist beschlossene Sache
Das förmliche Planungsverfahren hat die Politik am Dienstag beschlossen. Es gibt den Bürgern die Möglichkeit, Einwendungen zu machen. Abgesehen davon könnten Anwohner auch den Klageweg beschreiten. Droht also eine jahrelange Hängepartie?
Das neue Institut
Das geplante Institut für chemische Energieumwandlung soll Grundlagenforschung betreiben, wie der stetig wachsende Energiebedarf angesichts begrenzter fossiler Brennstoffe durch andere Stoffe befriedigt werden kann. Derzeit beschäftigen die beiden Institute -- das für Kohlenforschung und das für Bioanorganische Chemie – zusammen 450 Menschen. Der neue, erweiterte Campus hätte 600 Beschäftigte. Die Gesamtinvestitionen inklusive Grundstückskauf, aller Bauarbeiten und wissenschaftlicher Einrichtung soll bei rund 300 Millionen Euro liegen. Die Jahresetats der Institute liegen zusammen bei 30 Millionen Euro.
Mit dem neuen Institut für Chemische Energieumwandlung stiege er auf 40 Millionen Euro.
Nein, denn darauf wird sich die Max-Planck-Gesellschaft wohl nicht einlassen. Erstens, weil 2017 mit der Pensionierung des derzeitigen Direktors auch das bioanorganische Institut seine Türen schlösse. Zweitens, weil die Gründung eines neuen Instituts beschlossene Sache ist und es drittens noch andere Städte gibt, die es gerne hätten.
Weitere Baumöglichkeiten
Für Mehler muss der Streitfall allerdings nicht mit einem Wegzug eines der beiden MP-Institute enden. „Es gibt zum Beispiel noch ein Gelände am Höhlenweg. Baut man dort, wäre ebenfalls eine Campus-Lösung möglich.“ Und auch innerhalb des derzeitigen Forschungsgeländes sieht er neben den bereits mit eingeplanten Um- und Neubauten noch weitere Baumöglichkeiten. Das Problem: Sie gehören der Studiengesellschaft Kohle mbH, die das MPI für Kohlenforschung unterstützt. Würden die Kohlenforscher alle ihre Freiflächen dem neuen Institut geben, beraubten sie sich der Möglichkeit, selbst zu erweitern.
Peter Krause, der an der Kluse wohnt, möchte dem Eindruck entgegenwirken, dass alle Anwohner die Erweiterung des MPI kritisch sehen. „Ich finde das sehr gut und ich weiß, dass ich nicht alleine so denke.“ Die von einigen Anwohnern im Planungsausschuss angebrachten Punkte kann der Geschäftsführer des Ringlokschuppens nicht nachvollziehen. Diese Nörgelei rege ihn auf. Erhöhter Parkdruck etwa ist für ihn kein Argument. „Dann muss man halt ein paar Schritte weiter laufen“, sagt er. Und die Immobilieneigentümer sollten sich freuen. Denn die Forschungsaktivitäten dürften den Wert ihrer Immobilie steigern.
Klaus-Dieter Mehler sieht das für sein Objekt anders.