Mülheim. .
Nach dem Aufstand gegen die Bürgerlichkeit der 68er-Bewegung, nach sexueller Unabhängigkeit und Emanzipation, nach Selbstbestimmung und Single-Dasein stehen die Zeichen nun wieder auf Anfang – in neuer Form. In Zeiten medialer Überforderung, wirtschaftlicher Krisen und globaler, politischer Schräglagen ist die Gesellschaft auf der Suche nach Sicherheit und Nestwärme wieder auf dem Rückzug ins Private.
Die Familie als dramatisches Modell bespiegeln die 37. Mülheimer Theatertage vom 19. Mai bis 7. Juni. Ein Thema, das die deutschen Dramatiker aller Altersklassen beschäftigt. Aus 123 Uraufführungen an den Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz des vergangenen Jahres hat ein Auswahlgremium sieben Stücke ausgewählt, die mehr oder weniger um die Familie als Kernzelle unserer Gesellschaft kreisen.
Mit 15.000 Euro dotierter Preis
Da die Autoren und ihre Texte bei den „Stücken“ in Mülheim im Mittelpunkt stehen, wurden sieben Dramatiker eingeladen. Darunter alte Bekannte und neue Gesichter. Vorab: Elfriede Jelinek ist diesmal nicht dabei. Im Wettbewerb um den mit 15.000 € dotierten Mülheimer Dramatikerpreis sind: Peter Handke mit „Immer noch Sturm“ (19. Mai), Anne Lepper mit „Käthe Hermann“ (20. Mai), René Pollesch mit „Kill your Darlings!“ (24. Mai), Martin Heckmanns („Vater Mutter Geisterbahn“, 27., 28.5.), Roland Schimmelpfennig („Das fliegende Kind“, 30.5.), das Autorenduo Claudia Grehn und Darja Stocker („Reicht es nicht zu sagen ich will leben“, 4.6, 5.6.) und Philipp Löhle mit „Das Ding“ am 6. und 7. Juni.
Über die Preisvergabe entscheidet die Jury in einer öffentlichen Diskussion am 7. Juni, ca. 22.15 Uhr. Zudem wird ein Publikumspreis ehrenhalber vergeben.
Eigenständige Dramatik mit jungen Themen
Zu den „großen“ Stücken haben sich vor einigen Jahren die Mülheimer Kinder-Stücke gesellt. Sie fördern die eigenständige, neue Dramatik mit jungen Themen und sind ein zukunftsweisendes Modell in der deutschen Theaterlandschaft. Die Kinder-Stücke mit fünf Aufführungen sind vom 21. bis 25. Mai in Mülheim zu sehen. Auch beim jungen Wettbewerb wird ein Preis (10.000 €) vergeben.
Spannend wird es in diesem Jahr, wenn Experten aus Ägypten, Tunesien und anderen arabischen Ländern bei der Übersetzerwerkstatt (19. bis 27. Mai) dabei sind, und von den politischen Aufbrüchen in ihren Ländern berichten können.