Mülheim. . Die Nominierten der 36. Mülheimer Theatertage stehen fest. Aus einer Auswahl von 119 Uraufführungen wählte die Jury sieben Stücke aus. Unter ihnen ist auch Elfriede Jelinek mit ihrem Werk “Winterreise“.
Lange hat die Jury gegrübelt, doch nun stehen die Nominierten der 36. Mülheimer Theatertage fest. Zur Auswahl standen 119 Uraufführungen – doch nur sieben haben es ins Rennen der Stücke 2011 geschafft.
Drei Wochen lang, vom 21. Mai bis zum 11. Juni präsentieren die besten deutschsprachigen Dramatiker ihre Arbeiten in drei Spielstätten der Stadt, dem Theater an der Ruhr, der Stadthalle und dem Ringlokschuppen. Die Themen der Autoren handeln von Flüchtlingen, der Finanzkrise und prekären Arbeitsverhältnissen.
Elfride Jelinek ist wieder dabei
Soviel sei gleich verraten: Ja, sie ist wieder dabei. Zum 15. Mal bekommt Elfriede Jelinek wieder eine Einladung aus Mülheim. Mit ihrem Werk „Winterreise“, uraufgeführt von Johan Simons, Intendant der Münchner Kammerspiele, ist die Nobelpreisträgerin mit einem ihrer bisher persönlichsten Stücke vertreten. „Es geht um aktuelle Skandale, aber auch um autobiografische Elemente“, verrät Christine Dössel, Sprecherin des Auswahlgremiums. Szenen mit ihrer Mutter und dem an Alzheimer erkrankten Vater geben Persönliches preis. Eingerahmt werden die Texte von Franz Schuberts und Wilhelm Müllers Liederzyklus „Winterreise“.
Drei Neulinge kämpfen um Dramatikerpreis
Unter den sieben Autoren kämpfen drei Neulinge um den Dramatikerpreis. So wie Kevin Rittberger. Mit „Kassandra oder die Welt als Ende der Vorstellung“, aufgeführt vom Schauspielhaus Wien, thematisiert er die Lage der Flüchtlinge an den Grenzen Europas. Mit Oliver Kluck steht ein weiterer Newcomer auf Mülheimer Bühnen. „Warteraum Zukunft“, wird inszeniert vom Nationaltheater Weimar. Das Stück schildert eine Arbeitswelt, in der Menschlichkeit und Gefühle auf der Strecke bleiben. Ebenfalls zum ersten Mal dabei sind Nurkan Erpulat und Jens Hillje mit „Verrücktes Blut“, eine Koproduktion der Ruhrtriennale und des Ballhaus Naunynstraße Berlin. „Sie sind die Überraschungsknaller“, verspricht Christine Dössel. „Es geht um eine Lehrerin, „die eine Migrantenklasse übernimmt und den Schülern Schiller mit der Knarre aufzwingt.“
Zum zweiten Mal vertreten ist Lutz Hübner, der mit „Die Firma dankt“ antritt. Auch dieses Stück dreht sich um die Anpassung der Menschen in der Arbeitswelt; „Es ist gewieft gebaut, mit kafkaesken Zügen und einem bitterwahren Kern.“ Aufgeführt wird die Ökonomie-Komödie vom Staatsschauspiel Dresden.
Zerstörte Träume
Fritz Kater ist ein altbekannter Gast, das Schauspielhaus Leipzig zeigt „we are blood“, ein Gesellschaftsdrama, das im ostdeutschen Wittenberg spielt, einem Ort, an dem die Menschen zu Wendezeiten voller Träume stecken. Zwei Jahrzehnte später liegen diese brach – genau wie die Landschaft um sie herum.
Als zweite Frau im Rennen um den Dramatikerpreis ist Felicia Zeller mit „Gespräche mit Astronauten“. Für dieses Werk hat die Autorin Au-Pair-Mädchen und Karrieremütter interviewt und einen Text geformt, der die Mechanismen und heimlichen Rassismen der westlichen Arbeitswelt bloßstellt. „Eine Wortoper, mit Reimen, Kalauern und Versprechern“, verspricht Dössel.
Auch die Kleinen werden auf die Bühne gebeten
Hintergrund
Die „Stücke“ werden vom Kulturbetrieb Mülheim und dem NRW-Ministerium für Kultur veranstaltet. Eine Jury aus Theaterschaffenden, Kritikern und Dramatikern vergibt den Dramatikerpreis, der mit 15 000 Euro dotiert ist.
Zum zweiten Mal werden neben den Großen auch die Kleinen auf die Bühne gebeten. Für die zweiten Kinderstücke wählte die Jury Rudolf Herfurther mit „Das Geschenk des weißen Pferdchens“ aus, aufgeführt von der Schauburg München. Jörg Isermeyer hat für „Ohne Moos nix los“ (GRIPS Theater Berlin) eine Einladung bekommen. Das Junge Schauspielhaus Hamburg zeigt „Über die Grenze ist es nur ein Schritt“ von Autor Michael Müller auf einer besonderen Bühne: einem Schulbus. Mit dabei sind auch die Autorinnen Yoko Tawada mit „Mein kleiner Zeh war ein Wort“ (Theaterwerkstatt Pilkentafel Flensburg) sowie Ingeborg von Zadow mit „Über Lang oder Kurz“ (Theater Junge Generation, Dresden).