Mülheim. . Einsparungen und Synergieeffekte soll die Wiedereingliederung des Kulturbetriebs in die städtische Verwaltung in Mülheim bringen. Die Aktiven sind empört: Sie fürchten um Flexibilität und Kreativität, außerdem sei das Sparpotenzial gering.
Die Pläne, den Kulturbetrieb wieder als Amt in die Stadtverwaltung einzubinden, stoßen auf eine Welle der Empörung. Allen voran die rund 2500 Aktiven in den acht Kultur-Fördervereinen, die im letzten Jahr gerade noch einen Kahlschlag im Kulturbereich verhindern konnten. Was sie nicht verhindern konnten, war der Beschluss im Rahmen der Haushaltsberatungen, fünf Eigenbetriebe, darunter der Kulturbetrieb, in die Verwaltung zurückzuführen. Die Umsetzung muss indes noch durch den Rat. Schon die Betriebsversammlung der Mitarbeiter des Kulturbetriebs jüngst war dem Vernehmen nach keine informative Kuschelrunde.
Jetzt wenden sich die Fördervereine mit einem offenen Brief an die Parteien. Fünf Seiten lang ist die Begründung. Am Ende empfiehlt die Interessengemeinschaft „dringend“ die Beibehaltung der jetzigen Organisationsform, „die sich nachweislich seit 15 Jahren bewährt hat“, so Sprecher Bernhard Haake. Eine Rückführung in ein Amt sei „kontraproduktiv und unverantwortlich“.
Flexibilität und Kreativität
Während hinter den Kulissen von reiner Machtfrage gemunkelt wird, geht es vordergründig um Einsparungen und Synergieeffekte. Einen Konsolidierungsbeitrag von 395.000 € hat Kämmerer Uwe Bonan bis 2014 ausgemacht – für alle fünf Eigenbetriebe. Die Rechnung für den Kulturbetrieb macht Friedel Lemke auf: „Kontraproduktiv“, nennt der Vorsitzende des Kulturausschusses den Beschluss, der einen wirtschaftlichen Vorteil bringen sollte, der aber nicht zu erzielen sei. „Es wird keine Einsparungen geben“, meint Lemke. Auch hinsichtlich des Personals nicht. „Dasselbe Personal wird zurückgeführt.“ Zudem gebe es über die kalkulierte Einsparsumme keinen Nachweis. „Den kann der Kämmerer nicht führen.“ Das einzige, was er einsparen könne, sei der Jahresabschluss durch den Wirtschaftsprüfer. Das wären rund 11.000 €. Und dieses Geld gehe schon bei dem derzeit laufenden Prüfverfahren drauf. Auf ein Sparpotenzial von 11.000 bis 12.000 € kommt auch Bernhard Haake. Eine Summe, „die geradezu irrelevant für eine Gesamtbeurteilung ist“.
Im Übrigen wäre die bezifferte Einsparung leicht damit aufzuwiegen, dass der Kulturbetrieb zur Konsolidierung mit 3,4 % statt 2,4 % weit überproportional beitrage. Der Zuschussbedarf von 13 Mio € in 1998 wurde bis 2009 auf rund 10,5 Mio € zurückgefahren – minus 18,4 %. Um fast 40 % ging der Anteil der Kultur am Gesamthaushalt seit 2000 auf 2,44 % zurück. Der Vorschlag der Interessengemeinschaft, von der Kulturbetriebsleitung eigenverantwortlich ein Sparpaket schnüren zu lassen, wurde vom Kulturausschuss unterstützt und vom Rat übernommen.
Neben Zahlen und Fakten zählen für Haake und seine Mitstreiter Flexibilität und Kreativität, die ein Kulturbetrieb braucht. Was u.a. schon damals starke Argumente waren, einen Eigenbetrieb zu gründen – bei immer leerer werdender Kasse. Für Heiner Schmitz ist es ein „Eigenbetrieb, der hervorragend funktioniert.“ Er hebt die gute Zusammenarbeit mit Künstlern aller Couleur hervor: „Auf Augenhöhe.“ Weil er die Idee des Amtes „einfach grauenvoll“ findet, hat auch der Ruhrpreisträger einen Brief an die Politiker geschrieben, selbiges zu verhindern. Die Antwort steht noch aus.